Animus Träume
Anima - Animus, anima = Seele, Seelenbild der jeweils gegengeschlechtlichen, aus dem Selbstbild ausgeschlossenen seelischen Inhalte. C.G. Jung
Seit etwa zwei Monaten träume ich jede Nacht von Männern. Mit bekannten und unbekannten Gesichtern. Es sind sexuelle Träume, erotisch gefärbte Bilder. Nach dem Aufwachen ist immer noch eine tiefe Sehnsucht in mir da, vom Männlichen umarmt, berührt, gehalten, verstanden und liebkost zu werden.
Parallel zum Traumleben habe ich zeitgleich im echten Leben meine zweijährige Beziehung zu einem Mann beendet, wieder ein weiteres Puzzleteil meiner Vatergeschichte entziffert, meine Augen sehnend in die Welt gefunkelt nach Ausschau auf ein paar schnelle Affären, die mich kurzfristig befriedigen. Wohlgemerkt mit jungen Männern. Denn klar ist. Beziehung will ich keine.
Und dann wieder - Traumland. Traummann. Tiefe Sehnsucht. Seelensprache.
Und dann wieder aufwachen - Ein Mann? Kommt mir grad nicht ins Haus. Ist mir viel zu anstrengend so eine Beziehung. Ich habe keine Kapazitäten dafür. Und außerdem bin ich jetzt mit 45 grad so richtig glücklich. Mit mir selbst.
Laut Jung schließe ich meinen Animus Anteil aus meiner Seele aus.
Sonst würde ich seit über sechzig Tagen nicht jede Nacht von Männern träumen.
Seele redet über Traumbilder zu uns - und dort im Traum ist die Botschaft sehr klar:
Ich habe meinen Animus aus dem Haus geworfen. Hahaha.
Aber anscheinend will er zurück zu mir.
Er zeigt sich in den Träumen in Personen, die ich früher einmal geliebt habe.
In Männern, die meinem Traumbild entsprechen - das ich mir aber selbst nicht eingestehen will. In unbekannten Gesichtern, die mich von der Energie her an Animus erinnern. Ich kenne ihn, ich kenne ihn, sein Sein ist mir so vertraut und eigentlich sehne ich mich danach, in seinen Armen zu schmelzen.
Doch die Frau in mir. Die, die täglich mit Leben konfrontiert ist. Die, die nach dreißig Jahren Beziehungserfahrung schon müde ist und gelernt hat, gut mit sich selbst klarzukommen. Die Frau in mir, die sich mit ihrem Vatertrauma identifiziert. Diese Frau braucht keinen Mann.
Anima ist geschieden von Animus.
Es fühlt sich zwar etwas einsam und leer an.
Aber wer braucht ihn schon?
Den Animus. Dahinter verbirgt sich nach dem Kuss immer noch der Frosch. Er hat sich selten in einen Prinzen verwandelt.
Also ist die Devise: Verzieh dich Animus?!
Und dann wieder. Nacht. Traum. Traumnacht. Neuer Kandidat. Gleiche Energie.
Das selbe Bewusstsein in anderen Formen.
Die selbe Botschaft in anderen Traumbildern.
Und hier, wenn ich es mir wirklich eingestehe und das Klopfen von Animus an meine Türe höre und ihn reinlasse, darf ich mir sehr klar und sehr ehrlich meine Bedürfnisse als Frau vor mein Herz holen. Und mit ihnen atmen.
Was wünscht sich Anima von ihrem abgespaltenen Seelenanteil Animus?
Oder umgekehrt: Was wünscht er sich von ihr?
Mein Körper darf heilen.
Die Kraft meiner Sexualität integriert und neu erfahren werden.
Zuerst mit mir. Und dann vielleicht mit jemand anderem.
Ruhe. Momente, wo ich all das tue, was meine Seele nährt, um mir dadurch Geborgenheit zu schenken. Lernen darf ich, Animus in mir zu vertrauen, dem Männlichen zu vertrauen, mit Gott zu gehen. Und das ist wahrlich eine Aufgabe, nach den vielen “Misserfolgen” in der Erfahrung mit dem Männlichen. Shiva Praxis ist angesagt. Und dazu öfter roter Lippenstift auf den Mund und schöne Kleider über den Körper - ich darf meine Weiblichkeit zelebrieren. Vielleicht sogar mit Shiva in der Meditation. Anima in mir fragen, wie es ihr geht. Öfter am Tag. Und ob Animus ihr vielleicht einen Tee kochen darf. Wenn es im Außen niemanden gibt, der sich um dich kümmert, dann musst du lernen, dich um dich selbst zu kümmern. Und das vergesse ich oft, während ich mich um alle anderen in meinem Leben kümmere und dadurch eigentlich mehr in meiner männlichen Energie durch den Alltag gehe, als weiblich zu sein. Animus lädt mich ein, meine Werte in Beziehungen neu zu definieren und mir klar vor Augen zu führen, was mir wichtig ist. Bei einem Mann. Und während ich das schreibe, wird mir bewusst, das ich es eigentlich gar nicht weiß. Mehr noch. Eigentlich will ich es gar nicht so genau wissen und bleibe lieber im Zwischenland der Ungewissheit. Denn so kann mein Ahnenmuster vom “Mann, der nicht genug ist” weiter blühen und meiner tiefen Sehnsucht nach erfüllender Beziehung gar nicht die Chance geben sich im Außen manifest zu machen.
Also entlasse ich heute mich und dich.
Mit den Fragen: