Auf anderen Wegen
Je mehr Zeit zwischen uns vergeht Baby, desto klarer wird mir. Es war gut, dass ich gegangen bin.
Dass wir voneinander gegangen sind.
Ich frage mich immer öfter, wie konnte ich nur so lange bleiben? Wieviel Lügen mir erzählen über dich und mich.
Oder waren es Wahrheiten mit einer Menge Illusionen, nur um das Gefühl zu stärken, dass ich endlich ein zu Hause gefunden hatte?
Mit wieviel Gewalt wollte ich mich in etwas pressen, das einfach nicht passen wollte.
Egal wie sehr du es wolltest. Egal wieviele Geschichten ich mir selbst erzählte.
Ich wollte es nie ganz so sehr wie du.
Es wollte nie ganz so sehr wie du.
Ich hab versucht mich in dein Wollen zu verlieben, als ehrlich meinem ständigen Nein zu begegnen, das immer da war. Von Anfang an.
Was hat mich solange gehalten bei dir?
Das Zukunftsbild eines möglichen Glücks?
Vergangene Erinnerungen an längst vergangene Zeiten, in längst vergangenen Leben?
Mein Vaterthema?
Die Magie in deinen Augen.?
Das Gefühl von zu Hause, das unaussprechlich immer da war?
Ein dir und deinen Analysen meiner Bindungsunfähigkeit mehr glauben, als dem Instinkt in mir, der als ein klares Nein aus der Tiefe meiner Gebärmutter emporstieg?
Ich hab es versucht, immer und immer wieder.
Ich wollte diese eine Frau für dich sein - die Gute, die Schöne, die Heilige.
Ich hab es geliebt, wie du mich geliebt hast.
Hab mich in deine mir zugewandte Liebe verliebt.
Und bin oft daran verzweifelt, wieso ich mich nicht zu dieser Liebe bekennen konnte, So sehr, so tief, so wie du.
Du hast mich erwählt - als deine Frau seit immer und für immer.
Doch für mich warst du es nie. Nie ganz. Nie ganz mein Mann. Weil ich irgendwann auf diesem Weg der Liebesbeziehungen das Bild von „diesem Einen“ in mir erlöst hatte. Ich suche schon lange nicht mehr nach diesem anderen Teil, der mich erfüllen soll. Ganz machen. Heil machen.
Ganz ehrlich Baby?
Ich glaub, das gibt es nicht.
Es ist eine Illusion, dass es da draußen jemanden gibt.
Du weisst schon, den „perfect match“, der uns so schön verpackt lockt, unsere Sehnsucht nach Liebe irgendwo ins Außen, auf einen anderen Menschen zu projizieren und dabei uns selbst jedes Mal aufs Neue zu verlassen. Weil uns die Sehnsucht nach Liebe immer wieder hoffen lässt. Doch dann kommt meistens sehr bald das Erwachen. Das ich und du. Du und ich. Nur ganz und gar. Ganz sind. In uns selbst. Und dort ist der größte Quell der Liebe, den wir als Menschen jemals finden werden.
Ich hab dich geliebt. Ich liebe dich immer noch. Sehr sogar.
Die Zeit mit dir war prägend, erhebend, zerschmetternd, brutal, schön, hässlich, tief, nicht leicht, ekstatisch, göttlich, schlammig - ein Kampf um Liebe, den wir nie ganz gewinnen konnten. Du wolltest meine Liebe so sehr. Und dein Kampf um sie hat mich irgendwann in die Knie gezwungen. Mit der Erkenntnis, das ich dir das, was du dir wünschst, nicht geben kann.
Ich glaube, ich werde an dich denken, wenn ich sterbe.
Deine blauen Augen.
Deine Nase, die sich so männlich der Welt entgegenstreckt.
Manchmal küsse ich sie in meinen Gedanken immer noch, morgens beim Aufwachen, wenn die Welt noch still steht und das Vogelgezwitscher mich zum Tag ruft.
Ich werde mich erinnern, wie sehr deine penetrierende Kraft meine Seele durchbohrt hat. Wie du dir einen Platz in meinem Herzen erobert hast. Und ich hier bei dir für einen kurzen Moment glücklich war.
Doch nie ganz, nie ganz richtig.
Du hast mir in deinen Träumen einen Thron gegeben.
Hast mich eingesperrt in ein Bild, das du dir an die Wand deiner Illusionen gehängt hast, um es anzubeten. Bist meinen roten Lippen verfallen und hast mich subtil bedrängt, um mich zu besitzen. Du warst bereit alles zu tun, um mich zu haben. Als Frau an deiner Seite. Bis in alle Ewigkeit. Obsession gepaart mit einem lieblichen Göttinnenbild und dazu das Mantra: Sie ist mein, mein, mein.
Und all das warst du nicht bereit, dir einzugestehen.
Mit Dir Baby. War es ein Schattentanz getunkt in Liebeszauber.
Es war geil, sexuell mächtig, subtil bindend, doch niemals frei.
Irgendwann zeigte mein Körper die ersten Symptome, denn ich konnte und wollte das tief aus mir dringende Nein aus Angst nicht aussprechen. Also taten es meine Gebärmutter, meine Vagina, mein Bauch. Und irgendwann war die Stimme meines kränkelnden Körpers so laut, dass ich endlich meine Stimme fand.
Um mutig zu sagen, auszusprechen.
Es ist vorbei, Baby.
Nein. Ich will nicht.
Und nein. Du bist nicht der Mann an meiner Seite.
Nicht mehr.
Es tut weh, ja. Aber nein. Ich will nicht mehr.
Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich dich anrufen will, weil es war auch schön. Mit dir.
Aber nein.
Manchmal denke ich, vielleicht könnten wir Sex haben.
Aber nein.
Es geht nicht.
Die Liebe bleibt und trotzdem kann ein Nein, die Krönung einer Beziehung sein.
Die Erkenntnis bleibt.
Wir gehen auf anderen Wegen.
Und so ist das mit der Liebe.
Sie kommt. Sie geht.
Was bleibt?
Ich. Und das Erkennen meiner eigenen Geschichte hier auf Erden.
Wie ein Puzzle setze ich sie zusammen.
Du hast darin einen Platz, Baby.