Bezug nehmen

Es ist eigenartig, wie Beziehungen sich manchmal von heute auf morgen verändern können. Vielleicht ist es ihre Natur uns in dem Spiel von Nähe und Distanz dazu einzuladen, miteinander zu wachsen. Oder auseinander zu gleiten.

Konzepte von, was Liebe ist und was sie nicht ist, zerbröckeln in diesem Prozess ganz von alleine. Genau so wie unsere Selbstbilder und die Bilder, die wir von dem jeweils anderen haben. Beziehung ist ein morphisches Feld zwischen dir und mir. Dort tanzen wir gemeinsam oder sind manchmal zum Stillstand verurteilt, weil die Schritte grad nicht so gut zusammenpassen wollen, und jeder von uns einen eigenen Rhythmus hat.

Diesen Sommer habe ich gelernt, dass ich sehr hohe Ansprüche an jene Menschen stelle, die in meinem Leben sind. Und oft daran zerbreche, wenn ich merke, dass sie sie einfach nicht erfüllen können, weil wir alle nur Menschen sind. Ich lerne diesen Sommer, wie kraftvoll es sich anfühlt, ein NEIN auszusprechen, und mich dabei nicht schuldig hinterfragend in der Täterinnenrolle zu verlieren, sondern zu spüren, wie meine Kraft ganz zu mir zurücksinkt.

Ich lerne, dass ich in Beziehungen nicht zu viel erwarten darf, aber auf das Schönste hoffen kann. Dass dein Lebenskonzept nicht meines sein muss. Und deines auch nicht besser oder schlechter als meines ist. Ich lerne, weniger zu reden und mehr zu handeln. Mich nicht mehr für meine Entscheidungen oder Nicht- Entscheidungen zu rechtfertigen, und auch keine Entschuldigung für deine Handlungen zu suchen.

Derzeit sind wir im Leerlauf.
Du und ich.
Wenn ich ein weißes Licht in dein Herz schicke.
Prallt es ab.
Weil da nur eine weiße Wand ist.
Und ich grad nicht weiß, ob ich mit jemanden in Beziehung gehen kann, der nur weiße Wand ist. Wenn du weiße Wand bist, dann kann ich zu mir zurücksinken und brauche keine Bestätigung für mein Leben, meine Entscheidungen oder Handlungen von dir. Keinen Zuspruch oder Gegenspruch, kein Absegnen, kein mir irgendwelche Antworten geben. Aber es fühlt sich nicht wie Liebe an.

Beziehungen werden uns immer wieder mit grundlegenden Unterschieden zwischen einander konfrontieren. Vielleicht sind die Unterschiede, das was uns dazu auffordert zu wachsen. Weniger das einander lieben aufgrund der Gemeinsamkeiten, sondern vielmehr das mutig einander begegnen aufgrund der Differenzen, die wir haben. Ich glaub, ich meine, ich weiß, dass das vielleicht Liebe ist.

Danke, ich lerne, dass mit dir Nähe nur bis zu einem gewissen Grad geht.
Und dass ich da auch lerne, meine Distanz zu dir zu halten.
Ich werfe dir nicht vor, wie du bist.
Sondern sehe es nun klarer. In einem ganzen Bild ohne Teilfragmente.


Manchmal muss man Menschen von dem Podest holen auf das man sie gestellt hat. Die Illusion fällt. Man sieht sie klarer und lernt dabei eine ganze Menge über sich selbst. Ich glaub, ich meine, ich weiß, dass das vielleicht Liebe ist.

Ich nehme diesen Sommer Bezug auf Beziehungen jeglicher Art in meinem Leben. Lerne, nicht zu viel zu erwarten und dabei auf alles zu hoffen. Mitgefühl für mich selbst und den anderen zu fühlen. Menschen als das zu sehen, was sie sind. Einfach nur Menschen. Genau zu erkennen, wer ich in diesen unterschiedlichen Begegnungen bin und wer ich nicht sein möchte. Auf das zu vertrauen, was mein Körper mir sagt. Und dabei tiefer in einen Raum zurückzusinken, wo ich weiß, dass ich mir selbst trauen kann.

Derzeit weiß ich nicht, wie es weitergeht zwischen uns.
Ich mach mal meinen Job mit meinem Shit.
Und ich hoffe du auch.
Dann werden wir sehen, ob wir weitergehen oder auseinandergehen.
Und dass vielleicht manchmal beides ok ist.
Man kann nichts erzwingen, was nicht sein soll.
Und manchmal muss man Leerlauf spüren.
Um den ersten Gang wieder durchzutreten.


Diesen Sommer hab ich gelernt, mich nicht mehr zu belügen.
Und ehrlich mit dem zu sein, was ich fühle.
Ich werfe dir nichts vor.
Nur mir selbst.
Dass ich nicht genau hingeschaut habe.
Und mich das meiner Kraft beraubt hat.


Doch nun ist es Zeit, erwachsen zu werden.
Und dein Mensch Sein nicht mit Gott zu verwechseln.
Das wäre ein fataler Fehler, wie wir sehen. Du und ich.
Es fühlt sich ein bisschen grad wie Abschied an.
Abschied von diesen Anteilen in mir, die mit dir in Beziehung gehen wollen.
Aber vielleicht ist der Abschied.
Ein Neubeginn.


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Athena

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Wieso ich kein Mainstream bin