June oh june
Juni ist einer meiner liebsten Monate des Jahres. Ich mag nicht nur den Namen, sondern spüre tief in mir die Essenz Juni. Juni ist Leichtigkeit, Lebenslust, ja Freude. Das Ende der Schule naht und innere Bilder von Sommer, Strand und Meer beflügeln meine Seele. In der Mitte des Jahres bleiben wir stehen, lassen Revue passieren und geben der Freude eine Chance. Erkennen dabei vielleicht, dass die Freude in diesem Monat als Einladung so tief in der Erde lebt. Und wir wählen können, sie ganz in uns reinzulassen, sie zu zulassen, uns von ihr in eine Rückverbindung zu uns selbst führen lassen können.
Freude ist überall, wenn wir den Mut haben, unsere Wahrnehmung für sie zu öffnen. Manchmal ist es leichter, manches Mal da ist es schwieriger. Die Freude scheint weit weg, nicht greifbar - so als wäre sie zum Greifen nahe und doch können wir sie nicht fassen. Manchmal weil wir nicht wollen, und manchmal weil wir einfach nicht können. In einer Welt, in der Freude von äußeren Impulsen abhängig gemacht wird, entzieht sich unsere zutiefst menschliche Fähigkeit, sie einfach zu fühlen, wenn sie sich langsam an uns heranwagt und uns einlädt, sie zu wählen.
Die Themen für unsere Lutz & Gobo Schreibstücke tauchen spontan aus dem Great Void auf und wir hören subtil und manchmal auch laut, worum es im nächsten Monat gehen soll. So war es auch mit der Freude für diese Ausgabe. Und ich merke, es ist gar nicht so leicht, die Freude an mich ranzulassen und Worte zu finden, um über sie zu schreiben. Ich glaube, ich habe in den letzten Jahren viel zu wenig Freude erlebt oder meine Augen vor ihr verschloßen, wenn sie da war. Denn eigentlich gibt es so viele Menschen und Dinge in meinem Leben, die mir Freude machen. So viele Momente, die aus Freude entstehen und zur Freude zurückgehen. Doch ich spüre, während ich diese Zeilen schreibe, dass etwas in mir, jemand in mir Freude nicht annehmen kann.
Vielleicht kommt es daher, dass ich gar nicht mehr an sie glauben kann. Dass zu viel Nicht Freudvolles in den letzten Jahren in meinem Leben passiert ist, dass den Nährboden für Freude brach gelegt hat. Vielleicht bin ich nicht gut genug, nicht wert genug, damit das Wesen Freude mich berühren kann. Denn, was würde passieren, wenn ich sie zulasse? Mich von ihr streicheln lasse. Balsamisch, eingetunkt in dieser göttlichen Kraft, die mich liebkosen und mich daran erinnern will, dass sie immer da ist, wenn ich ihre Umarmung brauche. Doch Liebe und Freude zuzulassen, wenn das Herz nicht mehr daran glaubt und der Verstand voll ist mit Geschichten aus der Vergangenheit, ist ein Weg, der mich direkt hinein in eine sanfte Versöhnung mit mir selbst bringt. Freude als Quelle von Lebenskraft zu fühlen und sie als Gefährtin zurück an meine Seite zu holen ist wohl die spirituelle Praxis im Juni. Für mich. Und vielleicht auch für dich?
June oh June.
Ich hab deinen Namen immer geliebt.
Ich hätte sogar meine Tochter nach deinem Namen benannt, wenn ich jemals eine bekommen hätte. June. So leicht. So frei. So freudvoll. Eine Einladung, die ersten Sonnenstrahlen auf den Bauch scheinen zu lassen und uns daran zu erinnern, wie schön das Leben sein kann. Nicht weil es immer schön ist, sondern weil es eine Wahl ist - die Freude zu wählen. Auch wenn nichts um uns herum gerade Freude ist.