Sexuelle Stränge in meinem heiligen Raum

Noch lange nachdem man eine sexuelle Beziehung verlässt, bleiben die Stränge der Verbindung. Man braucht Zeit, um sich voneinander zu lösen, die gemeinsame Geschichte mit all ihren Höhepunkten und Tiefgängen zu integrieren. Sich frei zu machen, von dem was bindet, um dadurch nicht nur sich selbst sondern auch dem anderen endlich Freiheit zu schenken.

Sexualität ist die stärkste Kraft im Körper eines Menschen. Sexuelle Energien miteinander zu verbinden eine energetische Reise, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Denn aus zwei wird über einen längeren oder kürzeren Zeitraum eins. Man geht eine Verbindung ein - nicht nur energetisch, sondern auch mit all dem, was dieser andere Mensch ist, denkt, fühlt, karmisch erleben muss und mit seiner Ahnengeschichte erlösen darf. Man entscheidet sich in eine intime Beziehung einzutauchen, sich selbst für den anderen ein Stück weit aufzugeben. Eine Partnerschaft auf unterschiedlichen Ebenen - und oft verläuft all das unbewusst. Man weiß gar nicht, worauf man sich tatsächlich eingelassen hat.

Eine sexuelle Beziehung einzugehen, bedeutet den anderen Menschen ganz und gar in den eigenen Raum einzuladen. Und diese Einladung sollte sehr bewusst vollzogen werden. Von beiden Seiten. Immer wieder die Frage stellend: Ist das wirklich der Mensch, mit dem ich in so einen intimen Austausch gehen möchte? Ist dieser Mensch tatsächlich der richtige Match für mich oder öffne ich meine Pforten aus Sehnsüchten heraus, die mir etwas versprechen, was niemals sein wird?

Wir sind Meister darin, uns in intimen Beziehungen etwas vorzumachen. Meistens schauen wir nicht auf den Menschen, wie er ist, sondern mehr aus den Blickwinkeln dessen heraus, was wir uns wünschen, haben wollen. Wir projizieren unseren männlichen oder weiblichen Anteil auf das Objekt im Außen, legen all unsere unerfüllten Sehnsüchte darauf und hoffen, dass es irgendwie schon klappen wird. Das Ganze mit der Liebe. Dabei versuchen wir über Sexualität eine Intimität aufzubauen, die jedoch meistens das klare Sehen auf das, was ist, unscharf macht. Die wohl stärkste Kraft in unserem Körper, die uns zu Gott erheben kann, wird oft zu einem illusorischen Nebel, der uns vorgaukelt mit jemanden zusammen sein zu wollen, obwohl es nicht gut ist für uns.

Der Körper lügt nie.

Und gleichzeitig gibt er uns den Raum für die Erfahrung von dem was Illusion ist und was nicht. Sexualität wird zu einem Spiel von Macht und Ohnmacht. Wir opfern unser Selbst auf dem Altar der Zweiheit, geben uns auf, anstatt uns hinzugeben und bleiben viel zu lange in Beziehungen, die schon längst vorbei sind. Sexualität ist eine mächtige Gefährtin. Sie führt uns hinab in unsere eigene Dunkelheit und entzündet gleichzeitig das Feuer der Befreiung. In ihrem Spielfeld durchleben wir alle verwundeten Anteile des inneren Patriarchats, erwecken unsere Ahnen zum Leben und lechzen nach Befreiung von all dem, im Moment des Höhepunkts.

Sie kann eine Quelle der Heilung und ein Abgrund der Verdammnis sein.
Ein freier Vogel und ein Gefängnis, wenn wir nicht achtsam mit der Frage umgehen: Will ich das wirklich? Mit diesem Menschen?
Sie kann uns lebendig machen und gleichzeitig zerstören, wenn wir Liebe mit Abhängigkeit verwechseln und Selbstermächtigung mit Manipulation.

Der Sex kann gut sein, sehr sogar. Und trotzdem kann die Beziehung für das eigene Seelenwohl fatal sein. Sex kann uns aneinander binden, obwohl wir schon längst voneinander loslassen sollten. Sie kann Gift sein, während wir glauben, dass sie uns wie Klebstoff zusammenhält. Und in all diesem Spiel, kann sie uns lehren, was Illusion und was Wahrheit ist.

Sexuelle Stränge in meinem heiligen Raum.
Obwohl du längst vergangen bist, fühle ich dich immer noch in mir.
Ich wollte gehen und du zwingst mich zu bleiben.
Mein ganzer Beckenraum ist voll von dir.
Ich spüre mich dort kaum noch mehr.
Diese Stränge, dunkel und schwarz, ziehen mich immer wieder zurück.
Lassen meine Sehnsüchte nach Liebe lebendig werden.
Geben mir Energie, um sie mir dann brutal wieder zu entziehen. Narzissmus pur.
Und obwohl ich all das nicht mehr will, bin ich wie verzaubert, weil ich glaube, dass all das doch Liebe sein muss. Wenn du sexuell von mir angezogen bist. Und ich dadurch nur mehr ein Geist meiner Selbst bin.

Du hast dich in mir eingenistet, ohne nach Erlaubnis zu fragen.
Und ich habe es zugelassen. Aus konditionierten Glaubenssätzen heraus. “Eine Frau muss das machen”, “mein Raum gehört dir”, “ich gebe mich für dich auf”, “du hast Anspruch auf mich”, “der Mann über mir”. All dies ist so schmerzhaft geworden und doch kickt es mich - das Patriarchat in mir. Es ist so, als würden all diese verwundetetn Anteile diese sexuelle Energie von Macht und Ohnmacht brauchen, um sich lebendig zu fühlen. Obwohl alles in mir spürt, dass es zwischen dir und mir endgültig aus ist.

Machmal verstricken wir uns durch Sexualität in etwas, das wir gar nicht wollen.
Das Paradoxe daran ist, wir merken es nicht.
Weil diese Stränge subtil sind, solange wir in Beziehung sind.
Erst, wenn der Körper erste Anzeichen von Krankheit zeigt, beginnen wir zu verstehen.
Das all das nicht mehr gut ist.

Vaginalpilze, Entzündungen, Gebärmuttererkrankungen, Hormonprobleme. Der Körper ist sehr klar in seinen Zeichen - doch manchmal da braucht es etwas, bis es als tiefes Erkennen in uns landet. Und wir die notwenigen Schritte tun, um unsere Sexualität wieder ganz zu uns zurückzuholen. Und spüren, dass wir das Recht darauf haben, sie ganz für uns zu beanspruchen.

Ich hab mit dir Patriachart erlöst. Im Bett.
Du bist davon abhängig geworden.
Mich hat es fast vernichtet und mir den Zugang zu meiner Kreativität und Seelenkraft geraubt. Lange dachte ich, dass es Liebe wäre. Doch wenn ich die Augen schließe, fallen nur mehr schwarze Blätter von verdorrten Rosen. Es hätte nie sein sollen, das zwischen uns. Und doch habe ich gemacht.

Um zu lernen, was es bedeutet, meinen heiligen Raum ganz für mich zu beanspruchen. Bewusst zu entscheiden, mit wem ich in eine sexuelle intime Beziehung gehen will. Die Leidenschaft der Klarheit des Sehens zu opfern. Mich nicht mehr zu verstricken in Strängen zwischen dir und mir, weil ich glaube, dass das Lust ist. Keine Kompromisse mehr darum zu machen, wen ich in meinem heiligen Raum willkommen heiße. Und ihn zu hüten, bis ein König um Erlaubnis fragt, diesen Raum in Liebe zu betreten.

Ich empfange.
Du trittst ein.
Das Schwert der Liebe im fruchtbaren Kelch der Schöpfung.
Wir werden eins.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet.
Durch die Kraft der Sexualität.

In diesem Feld ist so viel Erkennen möglich.
Von Raum und Grenze.
Heilig und Profan.
Liebe und Illusion von Liebe.

Aus zwei mach eins.
Drum prüfe, Mann, mit welcher Frau du dich verbindest.
Drum prüfe Frau, welchen Mann du in dir willkommen heißt.

Es ist heilig, so heilig.


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