Zerstörungslust
Manchmal da habe ich Lust, alles in meinem Leben auf 0 zu setzen.
Alles, was da ist, einfach zu zerstören.
Bis nichts mehr von dem, was ich habe, aufgebaut habe, da ist.
Damit ich wieder von Neuem anfangen kann.
Alles zu Asche, Wüste, Nichts machen.
Und dann in der Leere stehen, wo nichts mehr ist, um das ich mich kümmern muss.
Wo nichts mehr ist, dass ich machen, erkennen, heilen, richten, flicken, meistern muss.
Sondern nur Stille und Leere.
Manchmal da habe ich Lust, alles hinter mir zu lassen.
Weil ich am Ende sowieso alleine bleibe.
Also wieso es nicht jetzt gleich tun.
Und genießen solange ich noch kann.
Das Zerstören.
Denn es hat für mich etwas Befreiendes.
So als würde das Zerstören mich von mir selbst und all dem womit ich mich identifiziere, befreien.
Endlich erlöst durch Zerstörung.
Von all dem Alten, Verbrauchten, Wiedergekäutem, sich immer im ewigen gleichen Kreis drehenden, sich immer Wiederholendem, ohne Land in Sicht.
Manchmal da kommt sie. Diese Kali Kraft, die einfach zerstören will, bis nichts mehr übrig bleibt. Außer Wüste. Wüste. Und die Sterne am Himmel, die ich auf Knien anbete, dass sie mir den Weg zeigen. Denn manchmal da weiß ich ihn einfach nicht mehr. Links, rechts, oben, unten? Wohin den bloß? Wenn alle Wegweiser in meinem Kopf keinen Exit Button haben. Vielleicht will ich zerstören, um zu kontrollieren. Und vielleicht kann ich nur, weil ich zerstöre, den Kontrollfreak in mir endlich töten.
Zerstörung schenkt mir die Intimität des Nicht Wissens.
Weil nach der Zerstörung nichts mehr da ist, worüber man etwas wissen sollte.
Nichts mehr, dass man wissen muss, um zu leben.
Denn, was wissen wir denn schon über all diese Unendlichkeit des Universums?
Nicht Wissen ist das intimste, das wir uns eingestehen können.
Wenn die Zerstörungswut in mir ausbricht, erwacht eine Kriegerin in mir.
Sie spuckt mit Worten, erbarmungslos, Feuer auf alles, was ihr im Weg steht.
Sie genießt den Schmerz sich selbst Schmerzen zuzufügen. Durch Worte Zerstörung einzuleiten. Ohne Rücksicht auf Verluste. Es hat was sadistisches und masochistisches in sich und dort so viel Lebendigkeit. Ich bin dann sogar bereit mich selbst zu zerstören, bevor es das Leben jemals tun kann.
Ich weiß, ich bin alleine dort. Aber es ist ok. Weil es egal ist.
Diese Kraft, diese Wut, diesen Schatten zu ownen, gibt mir so viel Selbsterkennen zurück. So viel Energie. So viel Tränen und ich kann mich selbst umarmen. In all dem, was Zerstörung mir als spirituelle Lehrerin schenken will.
Hier gibt es kein Gut, kein Schlecht. Ich tue niemandem weh damit, außer vielleicht mir selbst. Doch ich kann das nicht verstecken, weil ich mich dadurch selbst belügen würde. Und hier beginnt das Leben so echt zu werden.
Manchmal flüstert der Sommer nicht nur Schönes durch den Körper.
Und der Körper schreit durch den Sommer nach Erlösung.
Doch wenn wir nicht beginnen, ehrlich dem ins Auge zu blicken, was ist.
Kommt Energie niemals in Bewegung.
Und wir werden niemals ganz.
Mensch.
Und das Leben. Bleibt. Leblos.