Dharma Drache Fliegt
Letztens war ich auf einer tiefen Yoga Immersion, wo es um Dharma ging. Im Spannungsfeld zwischen Potential und Selbstsabotage, habe ich mich auf Ebenen kennengelernt, die mich zwischen Höhen und Tiefen direkt in mir verankert haben. Uns für unsere wahre Größe, unser authentisches Strahlen und unsere Gaben, die wir für die Welt haben, zu entscheiden, ist ein Weg, der viel Mut einfordert. Mut, den eigenen Dämonen ins Gesicht zu blicken. Mut, in all das zu schauen, was uns weh tut, wo wir uns selbst im Weg stehen und diese dunklen Schatten, liebevoll ins Licht zu holen.
Oft wird in spirituellen Kreisen davon gesprochen, “den eigenen Drachen zu reiten.” Aus tantrischer Sicht bedeutet das, die Kundalini Shakti aufsteigen zu lassen. Und das ist ein Weg, in dem es nicht unbedingt um das Ziel geht, sondern darum, uns täglich neu auf diesen Weg auszurichten, uns dafür zu entscheiden und ihn zu gehen. Es sind diese Momente, wenn wir aus Gewohnheit und Gemütlichkeit lieber da bleiben wollen, wo wir sind. Denn da kennen wir uns aus, im Sumpf der eigenen Selbsbilder, die wir über Jahre konstruiert haben, und in denen wir uns irgendwie wohl fühlen, obwohl sie uns nicht glücklich machen. Leiden kann man lange, je nachdem wie masochistisch man veranlagt ist.
Potential zu leben, bedeutet Bewusstsein, Energie und das Feuer von Entscheidungskraft zu schulen, um uns immer wieder auf den Drachen zu setzen und zu lernen ihn zu fliegen. Es ist ein Weg und eine Kunst. Und dabei können wir uns immer weniger belügen, denn der Ruf der Seele wird immer lauter. Und der Spielraum für die gut ausgeklügelte Selbstsabotage wird immer kleiner. Denn irgendwann beginnt es verdammt weh zu tun - die Selbstlüge und das eigene Gefängnis des Opfers in dir.
Ja. Wir haben ein Schicksal. Sind Inkarnationen von all den Erfahrungen vergangener Leben, vergangener Zeiten. Wir fangen immer wieder dort an, wo wir aufgehört haben. Und können uns immer wieder dafür entscheiden, es anders zu machen. Um Dharma zu leben. Wenn Dharma sich zu bewegen beginnt, hört Karma auf. That’s the deal.
Dafür dürfen wir uns manchmal heftiger, manchmal sanfter dem radikalen Ego Sterben hingeben. Immer und immer wieder das Feuer am Altar des eigenen Körpers entzünden, um zu wachsen. Den Drachen zu fliegen, bedeutet ein Ja zu deinem Licht, ein Ja zu deinen Schatten, letztlich hat es viel mit Selbstliebe zu tun. Wenn Dharma dich einlädt, an seinem Rad zu drehen, um dein Schicksal selbst zu bestimmen, dann musst du stehenbleiben und mit Ehrlichkeit und sanften Blick, jene Strukturen in dir sehen lernen, die dich herausfordern, dich in die Dunkelheit führen und dich im Käfig der ewigen Selbstverleugnung gefangen halten.
Potentialentwicklung ist ein wilder Ritt. Durchs Feuer. Kein Stein bleibt hier auf dem anderen. Du musst immer wieder bereit sein, dich selbst zu verlieren, um dich neu zu finden. Oder vielleicht auch nichts mehr zu finden. Außer vielleicht dein Herz.
Irgendwann kickt es dann. Dein Dharma. Du spürst dich. Fühlst dich in deiner Kraft, wie niemals zuvor. Es ist ein Puls. Ein Aufsteigen von Gold in deinem ganzen Körper. Von unten nach oben und wieder zurück. Dort wartet er dann: dein Drache. Meiner ist weiß, er erinnert mich an Fuchur aus der unendlichen Geschichte. Ich liebe ihn und er mich auch.
Und plötzlich findest du dich auf der Autobahn wieder. Und du bist nicht mehr die, die das Lenkrad kontrolliert. Sondern fühlst, wie du mit dem Drachen fliegst. Er sitzt am Steuer und weiß wohin es geht. Du? Gibst dich hin. Einer größeren Kraft, die weiß wo es langgeht.
Kann der Kopf es verstehen? Nein.
Will er es einordnen? Ja.
Klappt das? Nein.
Denn Dharma zu leben ist etwas, das du nicht kontrollieren kannst.
Du kannst nur durch Praxis dein Gefäß (Körper, Energie, Geist und Emotionen) dafür vorbereiten, damit Kundalini aufsteigen kann. Wann und wie sie es tut, entscheidest nicht du. Sondern sie. Und wenn man die Fähigkeit hat, sich ganz darauf einzulassen, durch das Feuer der eigenen Transformation zu gehen und dabei offen dafür zu sein, was das Leben dir bringt, dann ist es ein Weg ohne Ziel.