Mein Dharma hat mich eingeholt

Mein Dharma hat mich eingeholt.

Und dazu all jenes in mir, das mich daran hindern will, meine Seele in den Dienst zu stellen. An solchen Tagen überfällt mich eine lähmende Müdigkeit. Eine Lethargie, die mich ans Bett fesselt und mich in den Schlaf hüllt. Meine Energie ist weg, all der Drive, die Kraft, der Optimismus, die Lebensbejahung. All das, was mich an anderen Tagen so lebendig macht, ist weg. Wie weggezaubert. So als wäre es nie da gewesen.

Der Verstand ist hoch effizient in seiner Art uns von dem abzuhalten, was es zu tun gilt. Gerne bleiben wir in der Gewohnheitsenergie. In dem, was wir kennen. Was uns jedoch selten weiterbringt in ein neues Sein. Alte Persönlichkeitsstrukturen tauchen auf. Vieles, von dem wir dachten, das wir es überwunden hatten, kehrt in einer Wucht zurück. Von der wir einst dachten, das sie niemals wieder da sein würde.

Vikalpa nennen wir diese Persönlichkeitsanteile samt ihren tief verwurzelten Glaubenssätzen und Einkerbungen in unserem Nervensystem. Es ist das, was uns daran hindert, voll in unsere Kraft zu kommen. Diesem Leben zu dienen. Wissend, wer wir sind und was es hier zu tun gilt.

Begleitet von heftigen Migräne Anfällen bin ich heute ans Bett gefesselt.
Der Schlaf mein einziger Exit, um der Angst vor dem Leben nicht begegnen zu müssen. In der Hoffnung sie verschwindet, wenn ich wieder aufwache. In der Hoffnung, das alles anders ist, leichter ist. Ich endlich erlöst bin, wenn ich wieder aufwache.

Doch so ist es nie.
Das wissen wir. Du und ich.
Avalon verschwindet wieder hinter den Nebeln.
Und ich bleibe auf der Barke zurück.
Nichts sehend.
Nichts wissend.
Voller Angst vor dem Leben.
Wenn das eigene Dharma, die eigene Bestimmung nah ist.
Zeigen sich die Widersacher in ihrer schlimmsten Form.
Um zu verhindern, dass man endlich glücklich ist.
Weil manchmal, ja da kann Glück zu einfach sein.
Sie meinen es nicht böse, es ist einfach nur das, was sie kennen. Und das, worin sie sich gut auskennen.
Und das, wo sie bleiben wollen. Die Teufel in dir.

Persönlichkeitsentwicklung ist ein Feuerweg.
Ein paar Schritte nach vor.
Ein paar Schritte zurück.
Irgendwo im Wandel, erkennt man, dass es gar nicht mehr um das Ziel geht.
Sondern darum, wie man jeden Moment, den man lebt, als das wahrnehmen und annehmen kann, was er ist. Auf dem Weg des Erwachens. Manchmal glaubt man, man ist erwacht und dann kommt ein Rückschlag, der noch tiefer offenbart, dass es noch tiefer etwas zu erkennen gibt. Um den Schatten ganz zu integrieren.

Mein Dharma ist stark.
Mein Vikalpa auch.

Ein Schattentanz.
Im Migränen Rausch.
Zwischen Wachen und Schlafen.
Ein Blinzeln. Ins Leben hinein.
Ein Driften zwischen Hier und Da.
Um nur nicht hier zu sein.
Weil es da etwas in mir gibt, das nicht will.
Weil es da etwas in mir gibt, das Leben nicht reinlassen will.
Die Lösung: Ich habe keine.
Der Weg? Ich gehe ihn.
Das Kämpfen mit den eigenen Dämonen? Gehört dazu.

Eigentlich wollte ich heute ganz was anderes machen.
Doch die Migräne hat mich schmerzhaft in den Schlaf gezwungen.
Die Schuld, den Tag verschlafen zu haben, nagt an mir.
Die Peitsche von Leistung als Antrieb. Lieber Schuld fühlen, versagt zu haben, als mir einzugestehen, dass ich Angst habe.
Vor dem Launch meines nächsten Projektes.
Davor, nicht genug Geld zu haben.
Nicht gut genug zu sein.
Alleine zu bleiben. Alleine zu sterben.
Wieviele Jahre sind es noch auf Erden?
Was ist, wenn ich es nicht schaffe.
All das.

Im Schlafwandel zwischen der Illusion der Gedanken und dem Alptraum, den sie manchmal bringen, höre ich die Stimme meines Sohnes.
Mama, soll ich dir einen Kompott machen?

Und in dem Moment erkenne ich.
Jetzt hier sein.
Ist alles, was es braucht.
Ehrlich mir eingestehen, wo ich stehe, wie es mir geht. Ohne Erklärungen und Rechtfertigungen.
Und es annehmen.
Wer weiß, was die Zukunft bringt?
Und wer will es denn wissen?
Da geht die ganze Spannung verloren.

Mein Dharma hat mich eingeholt.
Und dazu all jenes, was mich zurückhält.


Also schreib ich diese Zeilen.
Das, was ich heute erledigen wollte, ist nicht geschehen.
Aber dafür sind diese Zeilen entstanden.
Die dich vielleicht berühren.
Und dir genau jetzt etwas geben, das du brauchst.
Und vielleicht ist genau das, das Geschenk des Tages.

Ja ich will einen Kompott mit Beeren und ganz viel Zucker.
Denn das ist heute die beste Medizin für meine Seele.

Es ist, was es ist. Weil es ist.
Es ist Leben. Baby.
Es ist Leben.

Zurück
Zurück

Mit der Göttin sitzen

Weiter
Weiter

Die Leere im Kelch