Wie geht Frieden?
Wie geht Frieden? “Sicher nicht, wenn du dir auf Instagram alles reinziehst, was da an Videos, Informationen und Szenen über den aktuellen Krieg durch den virtuellen Raum fließt”, sagt eine innere Stimme zu mir. Dadurch richtest du deine Energie auf etwas, das weder hier in deiner Umgebung ist, noch einen unmittelbaren Einfuss auf deinen Alltag hat. Und, dieses Detail ist vielleicht noch wichtiger: Du verlierst nicht nur Energie, sondern du verstärkst das Feld des Krieges. Weil du ganz dort bist, statt ganz hier zu sein. Ganz woanders, statt ganz bei dir. Du lässt all deine Trauer und dein Leid ganz dort fliessen und bist ganz absorbiert in einer Realität, die schrecklich ist, aber derzeit nicht deine Realität ist. Denn, wenn du deine Augen öffnest und dich umsiehst in dem Raum wo du bist, was siehst du da? Was ist da? So ganz echt und ganz real?
Ich höre schon die anderen Stimmen in mir (und dir), die sagen: Oh, ja, aber ich kann mich doch nicht abwenden? Ich kann es doch nicht verleugnen? Ich muss doch hier eine Meinung haben? Ich muss mich doch für oder gegen etwas aussprechen. Ich darf doch nicht angesichts so viel Leiden ignorant sein. Ich muss doch…., ich darf nicht….., wieso denn?
All das sind konditionierte Gedankenstrukturen, Spiele deines Geistes, die dich sehr gekonnt davon wegbringen, was Frieden wirklich ist. Und dass er wahrlich und nirgendwo anders als in dir beginnt. Und nun kommen wir zu der Frage: Weißt du, wie Frieden sich anfühlt? Hast du den Frieden schon mal gefragt wie er geht? Was es braucht, damit er da sein kann? Was du brauchst, um in Frieden zu sein? Das er wahrscheinlich weniger ein politisches Statement ist, als ein Zustand von spiritueller Entwicklung, der über einen längeren Zeitraum die Praxis des eigenen Lebens berührt, bevor er in die Welt strahlen kann. Wie willst du Frieden hinausschreien, wenn dein Verstand voll ist mit Bildern der Gewalt und verhärteten Meinungen “des Für und Dagegen seins”? Wie willst du Frieden sein, wenn deine Gedanken dich zwischen links und rechts hin und her peitschen und dir zuflüstern, dass es eine Entscheidung braucht? Wie willst du Frieden sein, wenn dein innerer Raum auf Kampf ausgerichtet ist?
Es ist leicht zu sagen: Ich bin für Liebe, Frieden, Mitgefühl, Einheit. Ich glaub jeder kann es sagen. Das ist nicht so schwierig. Doch die Handlungen zählen. Nicht das, was Gesprochen wird. Man erkennt die Menschen an ihren Handlungen. Und wenn ich für Liebe, Frieden, Mitgefühl und Einheit bin, dann muss ich in mir ein Raum öffnen, der in tiefer Akzeptanz auch genau das Gegenteil davon annimmt. Denn wenn ich Liebe, Frieden, Mitgefühl und Einheit bin, dann weiß ich, dass diese hohen Qualitäten des Mensch Seins nur deswegen da sein können, weil es auf diesem Planeten genau das Gegenteil davon gibt.
Doch dieses reale Eingeständnis fordert dein Ego heraus.
Weil all deine Konzepte von *Gut Mensch* ihre Rüstungen abwerfen müssen. Denn ein guter Mensch, der ist gegen Krieg, Gewalt und Terror. Natürlich. Fix. Ein guter Mensch, der setzt sich ein für die guten Dinge und für Liebe, Frieden, Mitgefühl und Einheit. Ein guter Mensch,…….you name it! Setz alles hier ein, was aus deinem denkenden Verstand herausfliesst. Jeder von uns hat gesellschaftlich erlernte Konzepte darüber, was es bedeutet in dieser Welt ein guter Mensch zu sein. Und welche Handlungen wir unbedingt dafür setzen müssen, damit unsere Ich-Identität intakt bleibt.
Doch wie geht Frieden wirklich?
Ich beende diesen Text nicht mit dieser Frage, sondern mit einem Zitat von C. G. Jung. Ja. Krieg ist schrecklich. Ja. Krieg ist aber vielleicht auch notwendig hier auf dieser Welt der Dualität. Wer weiß das schon, und wer sind wir, dass wir glauben den Masterplan zu kennen oder jemals die volle Kontrolle darüber zu haben, wie das Gesamtbild Menschheit hier aussehen soll. Jung sagt: “Ohne Schmerz gibt es keine Bewusstwerdung. Menschen tun alles, egal wie absurd, um ihrer eigenen Seele nicht zu begegnen. Man wird nicht erleuchtet, in dem man sich Figuren aus Licht vorstellt, sondern indem man die Dunkelheit bewusst macht.”
Vielleicht ist Krieg genau diese Dunkelheit. Auf einer kollektiven Ebene. Und was wäre wenn Frieden nur dann geht, wenn der erste Schritt die Annahme des Krieges ist. Als eine Realität, die wir nicht durch schöne Floskeln und starke Positionierungen auf Instagram bekämpfen, sondern sie ganz reinlassen.
Und dadurch unserem eigenen inneren Krieg begegnen. Und es aushalten, auf dem Schlachtfeld unseres eigenen Egos zu sitzen und dort zu atmen.
Wie geht Frieden?
Probier es aus.
Hol ihn zu dir zurück und betrachte alle Widerstände die hochkommen, wenn du an Krieg denkst. Mit einem Anfängerinnengeist. Ohne Konzept. Wo landen sie in deinem Körper? Der Frieden und der Krieg.
Und was, lieber Mensch, haben sie dir zu sagen? Der Frieden und der Krieg.
Kannst du ihnen Lauschen und dabei die Konzepte deines Kopfes, wie die Dinge hier zu sein haben, sterben lassen?
Ja, es macht Angst. Sehr sogar.
Und vielleicht gibt es genau deswegen immer noch Krieg außerhalb von uns.
Weil wenn wir Frieden zulassen würden, müssten alle Rüstungen unseres Egos abgelegt werden. Dort wo keine Meinungen, keine Parolen, keine guten Sprüche, keine Positionierungen, keine Konzepte von gut und böse und keine lauten Rufe mit erhobenem Zeigefinger mehr Gehalt haben, dort kann der Frieden vielleicht ein Entry Point zu mehr Bewusstheit sein. Und vielleicht würde sich dann hier auf dieser Erde etwas ändern. Und vielleicht aber auch nicht. Vielleicht lernen wir nur deswegen wie Frieden geht, weil Krieg da ist. Vielleicht kommen beide sogar aus demselben Raum. Und vielleicht kannst du, wenn du beide Energien zu dir zurückholst und sie aus dir und in dir verstehen lernst, Mitgefühl entwickeln. Und vielleicht beginnt dort.
Frieden.
Einladung zur Praxis: Wie geht Frieden? Lass diese Frage sehr bewusst in den Körper zurücksinken. Hole sie vor dein Herz. Atme mit ihr. Spür die energetische Realität von Frieden. In deinem Körper.
Schreibe auf, was aus dir herausfliessen möchte.