
Die Nackte WAHRHEIT
Wahrheit ist Feuer und Wahrheit reden heißt Leuchten und Brennen.
Mit diesem Zitat des deutschen Komponisten Leopold Schefer krönt Klimt eines seiner berühmtesten Werke. Nuda Veritas. Die nackte Wahrheit.
Da steht sie also. Nackt. Klar. Gerade. Einfach.
Mit Spiegel in der Hand.
Ihr Blick ist direkt.
Ihr Körper weder lasziv, noch einladend.
Er ist. Aufrecht. Entspannt.
Sie leuchtet, durch ihre Klarheit.
Sie brennt wegen ihrer Wahrheit.
Kompromisslos. Frontal. Nackt. Echt.
Sie ist weder schwarz noch weiss. Sie ist.
Die nackte Wahrheit ist Mut.
Sie will keine Deals.
Sie steht hinter dem Spiegel, in dem du dich selbst betrachtest.
Ihr ins Auge blickst.
Sie fordert nichts ein und gibt auch nichts zurück.
Sie schenkt dir eine Chance, ist aber keine Einladung.
Sie will, dass du auf sie zugehst.
Aber sie bleibt stehen.
Sie ist so klar wie das Feuer in seinem Glanz. Der sichtbar macht, was unsichtbar.
Sie stellt dich ins Feuer und schmilzt jeglichen Widerstand ihr auf Augenhöhe zu begegnen. Sie ist eine Göttin und berührt die Wahrheit deines Mensch Seins. Ihre Nacktheit spricht: Zieh dich aus. Bis alle Kleider und Masken gefallen sind.
Sie landet im Herzen.
Da, wo es kein Verstecken mehr gibt.
Sie ist streng, doch sie macht dir keinen Vorwurf.
Sie lässt dir alle Möglichkeiten des Versteckens offen, doch sie holt dich immer wieder ein.
Und findet dich.
Da, wo du dich nicht mehr verstecken kannst.
Vor dir selbst.
Sie holt dich zurück.
Sehr schnell.
Zurück in dein Herz.
Und obwohl sie nicht spricht.
Flüstert sie.
Erkenne dich selbst.
Paris in Wien. Oder wie Stil und Selbstliebe in Spiegeln zu finden sind
Es gibt in Wien diesen einen Laden in einer ruhigen Gasse in 1050 Wien. Gleich gegenüber vom Margaretenplatz und dem wunderschönen Margaretenhof. Dort findet Frau französische Mode von kleinen Labels. Mein Freund hat ihn mir gezeigt und meinte, er würde mir gut gefallen, er würde zu mir passen, und ich solle mal vorbeischauen - denn er kannte meine Leidenschaft für schöne Dinge und vor allem schöne Dinge, mit denen man den eigenen Körper schmücken kann.
Mein erster Besuch dort war aus Zeitmangel ein kurzer und etwas flüchtiger, aber der Laden blieb mir im Gedächtnis. Ich mochte seine Atmosphäre. Und so kam ich immer wieder hierher, um mich durch die französischen Kleider zu probieren, mich in geschmeidige Pullis zu kuscheln und in hohe Stiefel zu schlüpfen. Ich mochte den Laden in 1050 sehr. Sicherlich mehr als alle anderen Läden, die ich in Wien so kenne. Nicht nur, weil er ausgewählte Stücke von französischen Designern in Fair Trade und Bioqualität hatte, sondern weil ich mich dort einfach wohl fühlte. Manchmal verbrachte ich drei ausgedehnte Stunden dort, erlaubte mir alles von der Stange in die Garderobe zu tragen, was mir gefiel, um es dann zu probieren. Ohne Ausnahme. Ohne auf den Preis zu schauen. Meine Sehnsucht trieb mich dazu, einfach nach Lust und Laune in alles zu schlüpfen, wodurch ich mein Gefühl von Weiblichkeit fühlen, ausdrücken und im Spiegel sehen konnte. Die Schnitte, die Farben, die Designs. Jedes Stück verpasste mir einen anderen Ausdruck, unterstrich mal die Augenfarbe, mal die Haare, mal den Körper und mal das Gesicht. Auch die Spiegel in dem Laden waren von solcher Art, das man sich gerne in ihnen betrachtete. Ich weiß nicht, ob es am Licht, dem Winkel oder einfach nur an mir lag. Aber ich liebte mich in all diesen Kleidungsstücken in dem Laden in 1050 Wien. Ich sah einfach gut aus. Und das sah ich im Alltag nicht immer so genau, wie in den Spiegeln dieses Ladens.
Im späten Frühling und im Herbst besuchte ich den Laden regelmäßig und ausgiebig. An ganz besonderen Tagen, wo ich mich dem Gefühl hingeben wollte, einfach in neue Kleider zu schlüpfen und zu beobachten, welche verborgenen Facetten von Frau Sein ich in den Spiegeln dort erkennen würde. Vielleicht lag es an den Designern, die aus Frankreich kamen oder an Brigitte Bardot, die im Hintergrund ihre Chansons aus den Lautsprechern sang, aber irgendetwas in diesem Laden nahm mich bei der Hand und sagte: Gib dir die Freiheit, alles zu probieren, was dir gefällt. Und lass dich davon verzaubern, wie Kleider neue Leute machen.
Oder wie Coco Chanel gerne zu sagen pflegte: Eine Frau sollte sich jeden Tag so anziehen, als könnte sie ihrer großen Liebe begegnen. Und in dieser besonderen Angelegenheit an diesen besonderen Tagen in meinem Laden, war ich die große Liebe meines Lebens: Gespiegelt im Spiegel.
Ich begann zu Kleidern zu greifen, die ich zuvor niemals gekauft hätte. Wählte Farben, die ich zuvor niemals zu tragen gewagt hätte. Schnitte, von denen ich davor oft gedacht hatte, dass sie mir nicht stehen würden. Doch irgendetwas in diesem Laden inspirierte mich, meiner luftigen Fantasie freien Lauf und meinem drängenden Begehren eine vollkommen neue Weiblichkeit zu leben, freien Lauf zu lassen. Und jedes Mal, wenn ich mich vor den Spiegel stellte, fand ich mich: hinreissend, bezaubernd, sexy, elegant, cool, romantisch, wild und unberechenbar.
Und vielleicht lag es weniger an den Kleidern, als an dem, was ich endlich von mir selbst sehen konnte. Und mehr noch: Mir eingestehen konnte, dass ich hinreissend, bezaubernd, sexy, elegant, cool, romantisch, wild und unberechenbar bin.
Der Laden wurde zu meiner Lieblingsboutique. Ich ging weniger deswegen hin, weil ich unbedingt ein neues Kleid wollte, sondern wegen dem Gefühl, das ich dort in Bezug auf mich selbst fand. Er war wie ein kleines Zauberhaus, wo man hineingeht und mit einem besseren Selbstwert und einem glücklichen Lächeln wieder hinausgeht. Was man wohl nicht von all zu vielen Läden behaupten kann, deren Spiegel meistens dazu führen, dass man wieder einmal über eine Diät nachdachte. Es lag auch nicht so sehr an der Freundlichkeit und guten Beratung der Verkäuferinnen - es war wie sich für mich nach späterem Sinnieren herausstellte, tatsächlich der Vibe des Ladens, der mich immer wieder lockte, um für einen kurzen Moment meine Weiblichkeit zu zelebrieren.
Und das tat ich auch - ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals so viele Teile in die Garderobe schleppte wie dort. Manchmal boten mir die Verkäuferinnen sogar die größte Garderobe an, weil ich schon vor Kleiderbügeln überging und man mich kaum mehr sah, wenn ich hinter den Vorhängen der Garderobe verschwand. Es war mir eine große Freude ein Teil nach dem anderen zu probieren, dann eine Runde durch den Laden zu gehen und meinen Freund, der geduldig vor dem Laden sitzend bei einem Tisch (der übrigens für die Männer, die ihre Frauen zum Shoppen begleiten dort steht) wartete, um seine Meinung zu fragen. Ich lies mir Zeit, probierte manche Stücke sogar zweimal und wählte dann sehr intuitiv aus, welche ich kaufen wollte. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass ich normalerweise niemals Kleider in Läden anprobieren, weil ich mich nicht so gerne in den Spiegeln betrachte.
Doch in meinem Laden in 1050 Wien war das anders. Und bei der Auswahl der Kleider, die ich kaufen wollte, war die Liebe auf den ersten Blick entscheidend. In dem Moment, wo ich mich neu gewandet im Spiegel sah, gab es entweder ein innerliches Yes oder Maybe. No kam selten vor, weil die Vorauswahl schon ziemlich gut war. Das Yes war dann schließlich für meine Kaufentscheidung entscheidend. In der Garderobe zählte mein Kopf schon eifrig zusammen, wieviel € ich wieder in 1050 lassen würde und ich spürte wie eine Art Angst vom Bauch bis zu meinem Hals emporstieg, ein Gefühl von ‚ich darf mir das nicht erlauben‘, das ist viel zu viel. Doch eine andere Stimme war so verzaubert von der Schönheit der Kleider, Pullis und Shirts an mir, dass die € Frage hinter den Spiegeln verschwand und es mir egal war, dass ich wieder ein paar Hunderter mehr im Minus auf meinem Konto war. Ich wollte es mir gönnen, egal was danach kommt.
Bei meinem letzten Besuch in dem Laden, als es wieder mal soweit war, die große Einkaufstasche in Empfang zu nehmen, erinnerte ich mich an ein Gespräch mit Danja, die einmal zu mir sagte: Bei dem, was du schon alles eingekauft hast, hättest du dir schon eine Eigentumswohnung leisten können. Du bist wie Carrie Bradshaw! Viele Schuhe, aber kein Geld.
Und ich musste schmunzeln. Denn vielleicht geht es nicht um das Kleid, das wir uns kaufen. Sondern um das Gefühl in ein neues Ich zu schlüpfen. Vielleicht sind es nicht die Farben der neuen Klamotten, sondern der neue, erhebende Selbstausdruck, den wir dadurch finden. Vielleicht sind es nicht die schönen Materialien dieser Stücke, sondern die neue Haut, Identität, Hoffnung und Zuversicht, die sie uns schenken. In unserem Bestreben, uns stets neu zu erfinden, um uns zu finden. Und zu häuten, damit eine neue Kraft in uns erwachen kann. Und durch das Tragen eines neuen Kleides, dem Leben wieder mit einem offenen Herzen zu begegnen. Und Lust durch den Körper strömen zu spüren. Lust auf uns selbst.
Übrigens: Der Laden gegenüber des backsteingepflasterten Margaretenplatzes im 5. Wiener Gemeindebezirk heißt Le Miroir. Der Spiegel. Nomen est Omen. Dieses Detail fand ich jedoch erst gegen Ende des Schreibens dieses Textes heraus. Und war überrascht und freudig gleichzeitig. Denn die Spiegel im Le Miroir haben mich immer und immer wieder liebevoll umarmt und mir die Süße meiner Weiblichkeit vor Augen geführt.
Und dafür bin ich sehr, sehr dankbar. Denn im Le Miroir hat sich für mich der Sinn des Kleider Kaufens offenbart. Es ist nicht das, was du danach mit nach Hause nimmst, um es anzuziehen. Es ist das Erlebnis, das du hast, während du es tust. Und das spiegelt sich mit oder ohne Spiegel durch dich und zeigt sich in deinem ganzen Sein. In welchem Kleid auch immer.
Und nun wünsche ich dir viel Freude, wenn du das wunderbare Spiegelkabinett von Le Miroir besuchst. Und vergiss nicht: Mode ist vergänglich. Stil niemals. Und Stil ist das, was immer nur aus deinem Innersten strahlen kann. Ich glaub, das Le Miroir hat mir Stil geschenkt und dieser drückt alles aus, was ich bin. Zumindest noch solange, wie Kleider meinen Körper schmücken.
Le Miroir, Strobachgasse 2, 1050 Wien
www.lemiroirwien.com
Feuerstelle
Es gibt auf meinem inneren Land eine Feuerstelle. Am Eingang zu einer dunklen Höhle. Neben einem Wald. In der Dunkelheit. Sie ruft mich immer dann, wenn meine Sehnsucht nach Befreiung laut wird. Um abzustreifen, loszuwerden, zu sterben. Dort begegne ich der Shakti Gottes, die wir im Tantra Kali nennen. In der Form dieser Göttin, in ihrer Präsenz kann ich sterben. Ein bisschen zumindest.
Kali und ich tanzen im Rausch des Todes gemeinsam um das Feuer, weil wir beide wissen, dass jegliches Leben aus dem Tod entsteht. Und dass jegliche Erneuerung aus der vorhergegangen Transformation geboren wird. Ich stelle mich gerne in das Feuer meiner Feuerstelle und brenne alles nieder, was mich bindet. An Emotionen, Identitäten, wollen und nicht wollen, an Anhaften, Vorstellungen, Ich- Gefühlen.
Es liegt so ein tiefer Frieden in dieser Hingabe an meine Feuerstelle.
So eine tiefe Befreiung, wenn mein Verstand sich kein Ego mehr suchen muss, um zu bestehen. So ein Genuss, wenn ich alles vergessen darf, was ich glaube zu sein. Und durch und in den Flammen eintauche in Nichts. Ein Sein im Nichts. Das ist für mich Meditation. Tiefer Frieden. Absolute Befreiung. Von mir selbst.
Die Feuerstelle brennt lichterloh. Manchmal in kleiner Flamme, manchmal in großer Flamme. Es ist die Feuerstelle der Transformation, der Assimilation von Leben. Das Licht, das stetig brennt, weil ich es mit Altem, Vetrocknetem, Verbrauchtem nähre. In klarer Bewusstsein schauen meine Augen ins Feuer - auch sie gereinigt durch das balsamische Licht der Flammen - und es lehrt mich: Brennen ist gut. Brennen tut gut. Brennen ist Erlösung. Brennen ist Befreiung. Dort in dem Raum, wo nichts mehr ist, Ist vielleicht alles.
Es gibt nichts zu tun, außer das Feuer zu hüten.
Denn solange es brennt, ist Licht.
Und wenn es ausgeht ist vollkommene Dunkelheit.
Immer dann, wenn ich müde von mir selbst bin, gehe ich zum Feuer.
Feuerstelle.
Stelle.
Feuer.
Und bleib stehen. Um in den Flammen des Feuers und im wilden Tanz von Kali Maa.
Alles zu vergessen, was Leben ist.
Und eins zu werden mit dieser Liebe, die mich wärmt und mich zurückführt.
In Essenz.
Feuerstelle. Dort, wo alles stirbt, um zu werden.
Den eigenen Weg gehen
Den eigenen Weg gehen.
An einem gewissen Punkt im Leben.
Kommt das Gefühl einfach.
Weil sich nichts anderes mehr ausgeht.
Weil alles andere keinen Sinn macht.
Weil du weißt, das die Zeit, die du hier hast, golden ist. Und begrenzt.
Und es geht um etwas. Um dich, nämlich.
Und das ist keine kleine Sache. Du.
Und deine Sehnsucht, einen Abdruck von dir in der Welt zu hinterlassen.
Den eigenen Weg gehen.
An einem gewissen Punkt im Leben.
Kommt das Gefühl einfach.
Und du weißt, nicht anderes geht sich mehr aus.
Weil du spürst, du kannst dich nicht mehr selbst betrügen.
Weil ein tiefes Gefühl in dir leise flüstert:
Wenn du es anders machst, geht das Leben an dir vorbei.
Es ist Zeitverschwendung.
Und das tut weh.
So richtig im Körper.
Den eigenen Weg gehen.
An einem gewissen Punkt im Leben.
Kommt das Gefühl einfach.
Denn jeder Kompromiss führt dich weiter weg. Von Dir.
Jedes dich verbiegen, hält dich nur auf.
Jede weitere Maske macht es nicht unbedingt leichter.
Dein Herz bleibt auf der Strecke.
Und auch die Feier deines Lebens.
Und auch die tiefe Erinnerung daran:
Den eigenen Weg zu gehen.
Voll.
All In.
Mit Dunkel und Hell.
Mit all den Facetten, die du bist, leben willst und die deine Sehnsucht rufen, Leben zu leben.
Den eigenen Weg zu gehen.
Heißt ganz und gar zu dir zurückzukommen.
Nach Hause.
Und dabei bereit zu sein, über das Drahtseil des Lebens zu tanzen.
Risiko inkludiert.
Dort entsteht Mut, Glaube, Vertrauen.
Manchmal schmerzvoll als goldene Gaben aus dem Innersten extrahiert.
Meistens aus dem Gang durch die Unterwelt wieder ans Licht zurückgebracht
Den eigenen Weg zu gehen.
An einem gewissen Punkt im Leben, heißt es Reife. Weisheit. Liebe.
Und dort kann das Leben endlich Ja zu dir sagen. Weil du endlich Ja gesagt hast.
Zu deinem Weg. Deiner Essenz. Voll. All In.
Wie geht Frieden?
Wie geht Frieden? “Sicher nicht, wenn du dir auf Instagram alles reinziehst, was da an Videos, Informationen und Szenen über den aktuellen Krieg durch den virtuellen Raum fließt”, sagt eine innere Stimme zu mir. Dadurch richtest du deine Energie auf etwas, das weder hier in deiner Umgebung ist, noch einen unmittelbaren Einfuss auf deinen Alltag hat. Und, dieses Detail ist vielleicht noch wichtiger: Du verlierst nicht nur Energie, sondern du verstärkst das Feld des Krieges. Weil du ganz dort bist, statt ganz hier zu sein. Ganz woanders, statt ganz bei dir. Du lässt all deine Trauer und dein Leid ganz dort fliessen und bist ganz absorbiert in einer Realität, die schrecklich ist, aber derzeit nicht deine Realität ist. Denn, wenn du deine Augen öffnest und dich umsiehst in dem Raum wo du bist, was siehst du da? Was ist da? So ganz echt und ganz real?
Ich höre schon die anderen Stimmen in mir (und dir), die sagen: Oh, ja, aber ich kann mich doch nicht abwenden? Ich kann es doch nicht verleugnen? Ich muss doch hier eine Meinung haben? Ich muss mich doch für oder gegen etwas aussprechen. Ich darf doch nicht angesichts so viel Leiden ignorant sein. Ich muss doch…., ich darf nicht….., wieso denn?
All das sind konditionierte Gedankenstrukturen, Spiele deines Geistes, die dich sehr gekonnt davon wegbringen, was Frieden wirklich ist. Und dass er wahrlich und nirgendwo anders als in dir beginnt. Und nun kommen wir zu der Frage: Weißt du, wie Frieden sich anfühlt? Hast du den Frieden schon mal gefragt wie er geht? Was es braucht, damit er da sein kann? Was du brauchst, um in Frieden zu sein? Das er wahrscheinlich weniger ein politisches Statement ist, als ein Zustand von spiritueller Entwicklung, der über einen längeren Zeitraum die Praxis des eigenen Lebens berührt, bevor er in die Welt strahlen kann. Wie willst du Frieden hinausschreien, wenn dein Verstand voll ist mit Bildern der Gewalt und verhärteten Meinungen “des Für und Dagegen seins”? Wie willst du Frieden sein, wenn deine Gedanken dich zwischen links und rechts hin und her peitschen und dir zuflüstern, dass es eine Entscheidung braucht? Wie willst du Frieden sein, wenn dein innerer Raum auf Kampf ausgerichtet ist?
Es ist leicht zu sagen: Ich bin für Liebe, Frieden, Mitgefühl, Einheit. Ich glaub jeder kann es sagen. Das ist nicht so schwierig. Doch die Handlungen zählen. Nicht das, was Gesprochen wird. Man erkennt die Menschen an ihren Handlungen. Und wenn ich für Liebe, Frieden, Mitgefühl und Einheit bin, dann muss ich in mir ein Raum öffnen, der in tiefer Akzeptanz auch genau das Gegenteil davon annimmt. Denn wenn ich Liebe, Frieden, Mitgefühl und Einheit bin, dann weiß ich, dass diese hohen Qualitäten des Mensch Seins nur deswegen da sein können, weil es auf diesem Planeten genau das Gegenteil davon gibt.
Doch dieses reale Eingeständnis fordert dein Ego heraus.
Weil all deine Konzepte von *Gut Mensch* ihre Rüstungen abwerfen müssen. Denn ein guter Mensch, der ist gegen Krieg, Gewalt und Terror. Natürlich. Fix. Ein guter Mensch, der setzt sich ein für die guten Dinge und für Liebe, Frieden, Mitgefühl und Einheit. Ein guter Mensch,…….you name it! Setz alles hier ein, was aus deinem denkenden Verstand herausfliesst. Jeder von uns hat gesellschaftlich erlernte Konzepte darüber, was es bedeutet in dieser Welt ein guter Mensch zu sein. Und welche Handlungen wir unbedingt dafür setzen müssen, damit unsere Ich-Identität intakt bleibt.
Doch wie geht Frieden wirklich?
Ich beende diesen Text nicht mit dieser Frage, sondern mit einem Zitat von C. G. Jung. Ja. Krieg ist schrecklich. Ja. Krieg ist aber vielleicht auch notwendig hier auf dieser Welt der Dualität. Wer weiß das schon, und wer sind wir, dass wir glauben den Masterplan zu kennen oder jemals die volle Kontrolle darüber zu haben, wie das Gesamtbild Menschheit hier aussehen soll. Jung sagt: “Ohne Schmerz gibt es keine Bewusstwerdung. Menschen tun alles, egal wie absurd, um ihrer eigenen Seele nicht zu begegnen. Man wird nicht erleuchtet, in dem man sich Figuren aus Licht vorstellt, sondern indem man die Dunkelheit bewusst macht.”
Vielleicht ist Krieg genau diese Dunkelheit. Auf einer kollektiven Ebene. Und was wäre wenn Frieden nur dann geht, wenn der erste Schritt die Annahme des Krieges ist. Als eine Realität, die wir nicht durch schöne Floskeln und starke Positionierungen auf Instagram bekämpfen, sondern sie ganz reinlassen.
Und dadurch unserem eigenen inneren Krieg begegnen. Und es aushalten, auf dem Schlachtfeld unseres eigenen Egos zu sitzen und dort zu atmen.
Wie geht Frieden?
Probier es aus.
Hol ihn zu dir zurück und betrachte alle Widerstände die hochkommen, wenn du an Krieg denkst. Mit einem Anfängerinnengeist. Ohne Konzept. Wo landen sie in deinem Körper? Der Frieden und der Krieg.
Und was, lieber Mensch, haben sie dir zu sagen? Der Frieden und der Krieg.
Kannst du ihnen Lauschen und dabei die Konzepte deines Kopfes, wie die Dinge hier zu sein haben, sterben lassen?
Ja, es macht Angst. Sehr sogar.
Und vielleicht gibt es genau deswegen immer noch Krieg außerhalb von uns.
Weil wenn wir Frieden zulassen würden, müssten alle Rüstungen unseres Egos abgelegt werden. Dort wo keine Meinungen, keine Parolen, keine guten Sprüche, keine Positionierungen, keine Konzepte von gut und böse und keine lauten Rufe mit erhobenem Zeigefinger mehr Gehalt haben, dort kann der Frieden vielleicht ein Entry Point zu mehr Bewusstheit sein. Und vielleicht würde sich dann hier auf dieser Erde etwas ändern. Und vielleicht aber auch nicht. Vielleicht lernen wir nur deswegen wie Frieden geht, weil Krieg da ist. Vielleicht kommen beide sogar aus demselben Raum. Und vielleicht kannst du, wenn du beide Energien zu dir zurückholst und sie aus dir und in dir verstehen lernst, Mitgefühl entwickeln. Und vielleicht beginnt dort.
Frieden.
Einladung zur Praxis: Wie geht Frieden? Lass diese Frage sehr bewusst in den Körper zurücksinken. Hole sie vor dein Herz. Atme mit ihr. Spür die energetische Realität von Frieden. In deinem Körper.
Schreibe auf, was aus dir herausfliessen möchte.
Anatomie des Krieges
Im Tantra ist es sehr einfach. Das mit dem Krieg. Und auch das Verständnis darüber, wo und wie er entsteht. Meistens, nein ich würde sagen immer: Es ist ein Inside Job.
Kampf entsteht immer dort, wo der Geist versucht an Konzepten festzuhalten, die dem Ego eine Art von Sicherheit geben. Scheinbar, zumindest. Da, wo Meinungen hart, unumstoßbar und mit einer unglaublichen Vehemenz vertreten werden. Da, wo das Ego sich auf etwas drauf setzen muss, weil es nur so überleben kann. Da, wo man unbedingt glaubt Recht haben zu müssen. Weil “das Recht haben müssen” die Illusionen des eigenen Glaubens nährt, mehr noch, der eigene Glauben von diesem inneren Egotrip genährt wird.
Krieg ist: Wenn der eigene Schmerzkörper zum Monster wird.
Individuell und Kollektiv.
Krieg ist wenn Das Trennende die einzige Befriedigung im inneren Dialog darstellt und den Schmerz dadurch immer größer werden lässt. Denn der Schmerzkörper will solange von Gedanken und Gefühlen des Leidens genährt werden, bis er ausbricht. In Gewalt. Und solange erzählen wir uns die Geschichten, von denen wir glauben, dass sie wahr sind. Geschichten aus der Vergangenheit, gebaut aus Erlebnissen, die uns weh getan haben. Wir identifizieren uns mit diesem Schmerz und nähren unbewusst und in voller Kraft immer und immer wieder dieselben Mechanismen des Krieges. In uns. Und außerhalb von uns. Trennung von uns. Trennung von der Welt.
Bis sie sich erlösen. Um dann wieder von Neuem zu beginnen - immer und immer wieder. Wie eine Sucht. Und so wie eine Sucht kann uns der Krieg des Schmerzkörpers gefangen halten. Oft über viele Jahr hinweg, wenn wir nicht die Bewusstheit und die Achtsamkeit entwickeln, ihn zu beobachten. Aus einem höheren Bewusstsein heraus.
Manchmal fühlen wir uns nur dann ganz lebendig, wenn unsere Muster aus der Vergangenheit auf fruchtbaren Boden treffen, um wieder aufzuleben. Das formt unsere Identität. Da kennt sich das Ego aus. Dort beweisen wir uns selbst, dass es immer so sein wird, wie es immer schon war. Und dass es gar keinen Sinn macht, etwas zu verändern. Manche Menschen fühlen sich im Leiden wohler - denn das sind sie gewohnt.
Letztens schrieb ich einen Text für meinen Instagram Account. Und er fand viel Zuspruch. Und natürlich auch einige Gegenstimmen. Es ist meistens so, das man nicht jedermanns Geschmack treffen kann. Es ist immer wieder interessant, was Gegenstimmen mit uns machen. Und wie sehr sie uns triggern, tiefer zu schauen. Hundert Menschen können meinen Text lieben, doch mein Ego hängt sich energetisch an der einen Kritik fest und der Schmerzkörper aus der Vergangenheit beginnt zu wirken. Alte Sätze von “du bist nicht gut genug”, “du hast was falsch gemacht” du “hast die falsche Einstellung”, “du bist eine ungebildete Migrantin”. Schmerzkörper Geschichten full on.
An diesem Tag bekam ich ein paar ziemlich kriegerische emails von einer Frau, die aus einer bestimmten Formulierung in meinem Text ein ganzes Schlachtfeld inszenierte. Und in all diesen Vorwürfen, die sie mir entgegenbrachte, sah ich ganz deutlich. Es hat nichts mit mir und auch nichts mit meinem Text zu tun. Es ist interessant, was passiert, wenn man nicht in das Feld von Krieg einsteigt, weil man sich nicht positioniert, keine Partei ergreift, nicht für und dagegen ist. In den emails, die sie mir schrieb sah ich ihren Schmerz, ihre Trennung, ihren Hass, ihren quälenden Versuch die Angst durch Geschichten des Verstandes nicht fühlen zu müssen. Den Schatten aus Ahnenstimmen, die sich Gehör verschaffen wollten. Die Illusion des mit dem Zeigefinger zeigen - und meistens nicht auf andere, sondern nur auf sich selbst. Ich sah ihre Projektionen, das Monster Ego, das sich in Wut und Vorwürfen vor mir aufbauten und mich zum Kampf herausforderten. Mich in den Krieg ziehen wollten. Schlachtfeld. Im Email Verkehr.
Und während ich ihre Zeilen las, begannen meine inneren Stimmen des Schmerzkörpers zu sprechen, mein eigenes verletztes Ego, meine Unsicherheit, die Frage: Hab ich etwas falsch gemacht. Das mich Hinterfragen mit Fragezeichen von *hab ich was übersehen*. Das Ding ist, ich hab meinen Text aus reiner Neutralität geschrieben - ohne Partei. Denn für mich gibt es in diesem aktuellen Krieg, der die Weltenbühne betreten hat, keine Partei. Krieg ist Krieg. Mörder sind Mörder. Da braucht es kein Adjektiv und auch keine Erklärungen oder intellektuellen Rechtfertigungen des Recht Habens.
Ich hätte auf ihre aggressive Energie, die in jedem Wort spürbar war, reagieren können. Es war verführerisch. Sehr sogar. Vor allem, als sie mich mit erhobenem Zeigefinger Esoterikerin beschimpfte und mir dadurch kritisches Denken absprach. Sich im selben Moment über Faschismus aufregte und mich gleichzeitig stigmatisierte. Ja, da wo das Ego harte Meinungen hat, ist es manchmal besser aus der Reaktion in das nach Innen sinken zu rutschen. Und sich zu fragen: Ist es wahr? Ist es wirklich wahr?
Ich hätte reagieren können. Vollgas aus dem Schmerzkörper. Vollgas in den Krieg. Ich spürte wie mein Verteidigungsmechanismus sich aufbaute und ich mich bereit machte in meiner Antwort Email an sie alles auszupacken, was ich parat hatte. An verletzenden Worten. Ich spürte wie Adrenalin durch meinen Körper schoß, der Schmerzkörper sich in Wikinger Rüstungen warf und ich mental bereits mein Schwert zückte. Und oh, wie verfüherisch es war. Den alten Mustern nachzugeben, das Leiden dabei einzuatmen und ein Kampflied auf das starke Ego ins Horn zu blasen.
Doch ich hielt inne. Ich atmete. Ich zähmte die Kriegsstimmung in mir. Ich kam zurück zu meinen Werten. Ich atmete. Ich hielt inne. Und entschied mich dazu, mit dieser unbekannten Frau aus dem email Verkehr nicht in den Krieg zu ziehen. Ich entschied mich dazu den Kampf Schmerzkörper gegen Schmerzkörper an diesem Morgen nicht auszutragen. Meine Abwehr nicht durch Attacke aufzubauen, sondern das Schild des Bewusstseins zu aktivieren.
Die Anatomie des Krieges fordert das Opfer der Illusion ein. Sie will das Ego sterben sehen. Wahrheit schmeckt ihr nicht. Krieg braucht zwei. Meistens zwei verletzte Egos. Um wirklich gut zu funktionieren. Krieg braucht Meinung, Partei, Politik, Trennung. Aus eins mach zwei. Ein altes Spiel der Menschheit, das ganz gut funktioniert. Seit Jahrtausenden. Krieg braucht Masochismus als Kick. Denn dort wo Krieg ist, ist Schmerz ein Elixier, um sich zu fühlen.
Die Anatomie des Krieges ist sehr einfach. Wenn man sie durchblickt hat. Doch der Weg der Bewusstwerdung kann mitunter ein sehr langer sein. Ein Weg voller Leiden. Es braucht zwei Leidende um Krieg aufrechtzuerhalten.
Steigst du aus?
Es warad wegan Frieden.
Sein im Nicht Sein
Eigentlich heisst der Spruch ja: Sein oder nicht Sein, das ist hier die Frage. Shakespeares Hamlet stellt sie. Und holt dabei die Idee ins Bewusstsein, ob der Tod nicht die bessere Wahl zu dem quälenden Leiden eines Menschenlebens ist.
Tantra bewegt sich gerne und oft in der Vereinigung von scheinbar unvereinbaren Gegensätzen. Leben und Tod sehr nahe in den philosophischen Fragestellungen des Tantrikers bei einander. Man sagt, wenn man es schafft genau in der Mitte zu bleiben und dort Bewusstsein zu atmen, dann stellt sich tiefer Frieden, lichterfüllte Erleuchtung und innere Weisheit ein.
Sein.
Nicht Sein.
Was ist, wenn es beides ist?
Was ist, wenn wir sind und gleichzeitig nicht sind.
Was ist, wenn genau dort der Frieden liegt, den wir suchen.
Und jede Anstrengung das Leben zu meistern, schmelzen darf.
Was ist, wenn es ums Sein geht. Und dabei die Diagonale zum Nicht Sein aufgespannt wird. Und wir dadurch das ganze Sein als Menschen, das uns manchmal so quält, gar nicht mehr so ernst nehmen.
Was ist, wenn der Tod eine bewusste Konstante im eigenen Erleben werden muss, um wirklich voll und ganz Leben einzuatmen?
Was ist, wenn wir sind was wir sind, weil wir vielleicht gar nicht sind. Und uns immer wieder im Nicht sein auflösen dürfen, um uns im Sein wiederzufinden.
Und wenn wir lernen zwischen Zeit und Ewigkeit. Leben und Tod. Hell und Dunkel. Oben und unten. Erfolg und Scheitern. Schön und Hässlich. Menschlich und Göttlich. Dort und hier. Überall und Nirgens. Im Sein und Nicht Sein anzukommen.
Vielleicht ist dann alles Frieden und alles Gut.
Weil es nichts mehr gibt, woran wir anhaften. Und gleichzeitig dabei alles voll genießen. Voll im Leben und gleichzeitig nicht von dieser Welt.
Sein im Nicht Sein, das ist hier die Frage.
Frag dich selbst, wie das geht.
Und ob ein Nicht Sein im Sein überhaupt möglich ist?
Können Paradoxe gleichzeitig existieren?
Nebeneinander sein?
Kann Hell und Dunkel aus demselben Raum kommen?
Und vielleicht muss es das sogar, damit Ganzheit als solche erfahren wird.
Sein im Nicht Sein, das ist hier die Frage.
Und vielleicht öffnen sie dir ungeahnte Räume, wenn du dir erlaubst, in ihnen zu versinken. Hol sie ganz nah zu deinem Körper. Und beobachte, welche Botschaft sie für dich hat. Diese Frage. Existentiell, aber nicht endgültig.
Und nun schreibe, mein Herz, bevor es wieder ganz entschwindet.
Das Sein im Nicht Sein.
Hexen, Hexen?
Als ich ein kleines Mädchen war, liebte ich es in der Dunkelheit in den Wald zu gehen. Am liebsten im Herbst, wenn die Blätter golden schimmerten und der Wald nach Kälte roch. Ich war fasziniert von dem Gefühl, das es da eine Anderswelt gab - eine, die nur fühlbar war, doch für menschliche Sinne nicht erfahrbar. Und ich fühlte sie - so tief in mir und meinem Körper.
Ich liebte die Mystik, die mir die Dunkelheit des Waldes gab. Am liebsten machte ich die Augen zu, um mich ganz und gar in dieses Gefühl einzulassen - mich darauf zu verlassen. In der Dunkelheit konnte ich sie deutlich spüren - meine innere Stimme, den Teil in mir, der von etwas anderem nicht menschlichem inspiriert, getragen, und geflüstert wurde.
Als ich ein kleines Mädchen war, liebte ich all jene Filme ganz besonders, wo Frauen mit magischen Fähigkeiten die Hauptrolle spielten. Die schlangenköpfige Medusa, die zauberhafte Nicole Kidman als Gillian in Practical Magic oder auch Sarah Jessica Parker in Hocus Pocus. Tief in mir wusste ich *das ich das auch bin*. So eine Frau, die anders war - verbunden mit den Stimmen hinter den Stimmen. Den Bildern hinter den Bildern. Der Dunkelheit im Wald. Dem Zauber, der alles umgibt, wenn man Augen hat zu sehen. Und Ohren, die hören.
Als ich älter wurde, und mich auf den spirituellen Pfad des Lebens machte, entdeckte ich C. G. Jungs Konzept der Archetypen und vertiefte mich im Zuge meiner Frauenarbeit besonders und mit ganz viel Hingabe in den Zyklus der weiblichen Archetypen. Diese psychologischen Kräfte in uns, die uns kollektiv und individuell durch das Leben treiben - in denen wir uns selbst erkennen, aber auch transzendieren. Die uns bewegen, träumen und sehnen lassen, mit Kraft durchfluten und uns ganz und gar lebendig machen. Bilder und Symbole, die zu uns sprechen, weil sie die Sprache der Seele verstehen. Und nur deshalb verstanden werden, weil der Verstand kurz still ist, damit die Bilder und Symbole in unseren Körper zurücksinken können.
In Jungs analytischer Psychologie gibt es den Archetyp des Zauberers. Er ist visionär, idealistisch und magisch. Der Zauberer will transformieren und liebt die Veränderung. Er ist ein wandelbarer Visionär und Idealist. Und dann gibt es sein weibliches Pendant, zwar nicht bei Jung aber im kollektiven Unbewussten. Die Hexe. Der Begriff stammt von dem norwegischen Worten "hag" für "Hecke oder "Wald".
Es ist die Hexe, die in den Wald geht, um zu zaubern.
Es ist die Hexe, die über die Hecke in die Anderswelt springt und so die konditionierten Strukturen der Gesellschaft verlässt. Es ist die Hexe, deren Weltbild ein magisches, visionäres, transformierendes ist.
Es ist die Hexe, die verbrannt, verspotet, gejagt und ausgerottet wurde.
Und sie, die seit vielen Jahrhunderten in einem tiefen Versteck in unserem Unbewussten lebt, weil ihre Stimme und ihr Körper, ihre Sehnsüchte und ihre Träume in der Vergangenheit verloren gegangen ist.
Doch sie lebt. Flüstert. In der Dunkelheit der Novembernacht.
Sie liebt das Leben und das Gefühl über die Hecke zu springen.
Sie redet mit den Tieren und den Pflanzen.
Ihr Ruf ist die Freiheit und sie steht an der Schwelle der ewigen Transformation.
Hin zum Göttlichen, voll im Mensch Sein.
Sie ist Rebellin und Feuerhüterin.
Sie zaubert, weil sie keine Angst vor ihren Idealen hat.
Und sie hext, weil es ihr Freude bereitet, die Energie hinter Materie zu erforschen.
Die Hexe in dir ist weise, reif und sinnlich. Machtvoll und mit Kraft voll.
Hörst du ihren Ruf?
Hexe.
Du Hexe.
Was löst der Begriff in dir aus?
Wo landet er in deinem Körper?
Wovor hast du Angst?
Was macht dir Angst?
Welche Glaubenssätze kommen hoch?
Welche Ahnenstimmen werden laut?
Was spricht die Hexe in Dir?
Schreibe, du Hexe und erlöse dich selbst.
Über die Liebe zur Praxis
Es ist ganz eigenartig, wie nach so vielen Jahren spiritueller Praxis das Leben selbst zur Praxis wird. Und man ertappt sich dabei den Himmel zu fragen: War es immer so gedacht? Als Ziel von spiritueller Praxis? Falls es überhaupt ein Ziel darin gibt?
Früher in meinem Leben, war es immer wieder die Entscheidung zwischen Matte oder Alltag. In einem ewigen Auseinander Gerissen Sein zwischen Nives als Yogini und Nives als Mensch. Es gab über viele Jahrzehnte keine Berührungspunkte zwischen den beiden personas, außer vielleicht in meiner Arbeit als Yogalehrerin und Ayurveda Praktiziernde. Irgendwie war die Arbeit eine Brücke zwischen den Welten - doch Nives Yogini blieb in ihrer Praxis oft und gerne stets alleine. Eine einsame Wölfin, die auf der Suche nach sich selbst, wild und frei durch die Wälder streifte. Und fest daran glaubte, dass es für sie und ihre übermenschlichen Sehnsüchte keinen Platz auf dieser irdischen Welt gab.
Früher in meinem Leben, war es ein ewiges Auseinander Gerissen Sein zwischen hier und dort. Innen und Außen. Praxis und Welt. Alltag und Gott. Wie als wären all diese Ebenen meines Seins in Schubladen verpackt - unzugänglich, nicht ganz belebt, nicht voll lebendig. Nicht miteinander in Beziehung, sondern getrennt - jede für sich säuberlich verpackt in einer eigenen Lade - und darunter pures Chaos. Meine einzige mich wirklich treibende Sehnsucht lag darin verborgen, mich von dieser Welt wegzubeamen, denn ich nahm sie mit all ihren Herausforderungen als große Last war. Also eigentlich eine Anti - Sehnsucht, denn sie trieb mich stetig voran, das Mensch Sein zu verdammen. Für mich war das Leben hier über viele Jahre lang eine Bürde, von der ich hoffte, mich in der spirituellen Praxis zu befreien. So als wäre mein Leben etwas, das es zu transzendieren galt. Seele und Körper nahm ich nicht als eine Ganzheit war, sondern als zwei getrennte Entitäten und nicht selten lag ich deprimiert in meinem Bett, innerlich zerissen, sehnsuchtsvoll nicht hier sein zu wollen und leidend gefangen in einem Körper, der mir Grenzen zeigte und mich zwang hier zu bleiben.
Und dann kam Tantra. Ich weiß gar nicht mehr woher, wie und wann genau. Ich fühlte tief in mir, das bis zu diesem Zeitpunkt in all meinen spirituellen Praktiken, die ich jemals vollzogen hatte, etwas gefehlt hatte. Es war nie ganz. Das Bild. Es landete nie ganz in meinem Körper. Immer wieder hatte ich das Gefühl, das ich vergebens suchte und niemals ganz fand. Doch mit Tantra änderte sich alles. Und langsam aber sicher, fand ich meinen Weg nach Hause ins Leben zurück. Voll spirituell, aber voll da. Im Mensch Sein.
Der Grundgedanke des tantrischen Weges ist nondualer Natur.
Ich begann zu atmen - tiefer als ich jemals gedacht hatte.
Ich begann zu sehen - die Nives, die Mensch ist. Und jene, die Seele ist.
Ich begann zu verstehen - all jene Momente, als ich mich durch spirituelle Praxis direkt in ein spirituelles Bypassing begab und dadurch am Leben vorbei lebte.
Ich begann mich jeden Tag mehr auf alles in meinem Leben einzulassen. Quasi jeden Moment, jedes Gefühl, jede Situation zu inhalieren und voll darin einzusinken. Keinen Unterschied mehr zu machen zwischen banal und heilig, besonders wertvoll und belanglos leer. Ich hörte auf nach den Adrenalinkicks in spirituellen Erfahrungen zu suchen und mein Leben in Warteposition auf heilige Momente zu verbringen. Ich begann mein ganzes Leben als Praxis zu sehen - jeden Moment davon. Und ich begann mich jeden Tag mehr in mein Leben zu verlieben. Anstatt weiterzulaufen und davon zu laufen, begann ich stehen zu bleiben. In der tiefen (neuen) Sehnsucht, die erwacht war und mir zuflüsterte, das ich jeden Moment dieses Lebens als kostbar empfinden wollte. Mit Tantra begann der Weg meiner zutiefst menschlichen Spiritualität und das Bedürfnis aus dem Körper wegzudriften wurde immer weniger, bis es ganz verschwand, und ich Lust und Freude daran verspürte, voll hier zu sein.
Tantra brachte mir so viel Klarheit des Geistes, so als würden die Nebel vor meinen Augen verschwinden. Und ich sah:
Mein Leben. Als Praxis. Jeden Tag davon atmend. Die schwierigen Tage als tiefe Felder von Auflösung. Die guten als Kraftquellen von Kreativität. Jeder Tag ein mutiger Akt von Hingabe an Leben. Mit all dem, was in mir bewegt wird. Angst, Hoffnung, Sehnsucht, Schmerz, Freude, Leid, Kampf, Scheitern, Mut, Lust, Trauer.
Nondual. Alles drin. Im Etikett Leben.
Die Praxis auf der Matte ist zur Infusion für das Leben geworden. Sie ist kein Überlebenstool mehr, sondern die Kraft, die mein Leben nährt. Die 30-minütige Meditation nur mehr eine Einladung, um die 23,5h des restlichen Tages mehr bei mir zu sein. Mich in Mitte zu fühlen, und das Leben voll reinzulassen. Nicht mehr wegzudriften vor dem Nicht Schönen, Schwierigen, Anstregendem. Sondern all das als Formen von Energie zu empfangen - katharsische Erfahrungen von Liebe. Mitten durch das Leben.
Das Leben selbst ist zu meiner Praxis geworden.
Der Weg das Ziel.
Ich will nirgends wo mehr hin. Ich will ganz ankommen. Hier.
Mein Herz fühlen.
Mit ganz viel Mitgefühl für mich selbst.
In diesem Leben, das zu meiner Praxis geworden ist.
Und ja, hier will ich bleiben.
So ganz menschlich.
Mit Seelenkraft.
So ganz echt.
Mit Magie.
So ganz hier.
In der Ewigkeit.
Denn es ist kostbar, das Mensch Sein.
So kostbar.
Und da ist.
So viel Liebe drin.
Ein Kelch für dich. Voll von mir.
Ein Kelch für dich.
Voll von mir.
Du gibst mir die Schuld dafür, wie du dich fühlst.
All deine Feindbilder haben in mir ein Gesicht gefunden.
Du bewirfst mich mit deiner Wut und bist zerrissen zwischen der Frage, ob du mich lieben oder hassen sollst. Es quält und zermürbt dich, weil es dich in den Momenten, wenn ich da bin, ganz nah bei dir, so lebendig macht. Das Leben fliesst als pure, bebende, lustvolle Energie durch dich, und du willst all das mit deinen Gedanken greifen, um einen Sinn zu finden. Sicherheit zu finden, da wo es keine Sicherheitsseile mehr gibt. Es zu kontrollieren, damit du nicht in tausend Stücke zerberstest.
Doch es gibt keinen Sinn und keine Sicherheit in uns.
Wir sind, was wir sind.
So viele verbrannte Erinnerungen unserer Liebe kleben an unserer Haut.
Ein Schrei aus der Hölle, um endlich Befreiung zu finden.
Der Schmerz ist zu einem Nektar geworden.
Und du spürst, das alles, womit du mich bespuckst nur die Reflexion deiner Selbstverleugnung ist.
Ich bin dein Spiegel, Baby. Schau mich an.
Und ich bin da Baby, wenn du mich brauchst.
Mit Wein in Wien.
Und einem Kelch voll von mir. Für dich.
Lass uns ein bisschen brennen im Kerzenschein.
Und dabei ganz vergessen, wer wir sind.
Wenn wir im Nichts unserer Liebe tanzen.
Und dabei Alles sind.
Wenn wir uns ineinander auflösen. Und ein bisschen sterben.
Uns dabei voll vergessen, um uns ganz zu erinnern.
Während der Schrei unserer wilden Lust uns in den Himmel trägt.
Ich halte dich.
Und du mich.
Du erlöst den Schmerz, den du mir zugefügt hast.
Und ich löse mich in den Tränen auf, die für uns auf das goldene Leinen des Bettes fliessen, auf dem wir liegen. Und uns lieben. Verzerrt von der Sehnsucht einander zu gehören, und im Scheitern daran zu verstehen, das niemand niemals niemandem gehört hat.
Ein Kelch für dich. Voll von mir.
Lebendig. So Lebendig, weiß ich endlich was Liebe ist.
Es sind unsere Seelen die sprechen, und ich flüstere dir zu:
Lass es Liebe sein, lass es einfach Liebe sein.
Ohne müssen, sollen, wollen, nicht wollen.
Lass es Liebe sein.
Und ich sag dir.
Das reicht.
Baby.
Atme.
Den Kelch.
Voll von mir.
Für dich.
Manchmal bleiben Menschen einfach so hier
Manchmal bleiben Menschen einfach so hier.
Die Erinnerung an sie verfolgt dich ein Leben lang.
Und obwohl du sie nicht mehr siehst, sind sie da.
Sie bleiben als Gefühle im Herzen, ihre Augen tief eingebrannt in den Bildern deiner Gedanken, das Echo einst gesprochener Worte hallt ewig nach und auch eine bebende Traurigkeit darüber, dass man sich nah war aber niemals ganz nah ran gekommen ist.
Manchmal bleiben Menschen einfach so hier.
Du hast sie nie dazu eingeladen, aber sie tun es. Auch ohne deine Erlaubnis. Als Geister aus der Vergangenheit, die sich in Träumen zeigen und auch an manchen melancholischen Tagen aus den Nebeln des Vergessens auftauchen. Auch wenn sie kein Teil mehr deines Lebens sind, sind sie da. Etwas nagt und zieht an dir, so als würde sich ein Erkennen offenbaren wollen, etwas das aus dem Unbewussten empor dringt, um sich zu erlösen, dich zu erlösen, eure verdammte Liebe zu erlösen.
Manchmal bleiben Menschen einfach so hier.
Über viele Leben hindurch, begleiten sie dich. Du weißt nicht wieso und noch weniger verstehst du es. Aber tiefe Emotionen durchströmen deinen Körper obwohl es für sie keinen realen Grund gibt. Diese Menschen, die bleiben, sie sind ein Teil von dir. Sie triggern dich tief, obwohl sie nicht da sind. Die Liebe, die du für sie hast, ist zerreissend und doch unmöglich. Geister, die du fangen willst, doch deine Hand gleitet durch ihren Schatten. Es ist ein Teufelskreis mit diesen Menschen, diesen Lieben. Es tut weh und gleichzeitig spürst du, dort liegt der Eintrittspunkt in deine volle Kraft.
Du musst nur diesen einen Schritt gehen und dich ihnen zuwenden. Den Geistern der Vergangenheit. Auch wenn es eng ist im Körper, und der Schmerz aus allen Hautporen fliesst, liegt der erste Schritt in der Annahme, das manchmal Menschen einfach so bleiben. Nicht weil es besonders schön ist, sondern weil es besonders weh tut. Dich an sie zu erinnern, ihrem Gesicht in deinen Gedanken eine Form zu geben, das Feuer der Reibung zu spüren das die imaginäre Berührung zwischen euch in dir auslöst. Diese Menschen, die bleiben, zeigen uns, dass Realität und Traum manchmal eins sind. Dass ihr imaginäreres Da sein eine Wahrheit ist, die dir durch Mark und Bein geht. So richtig fühlbar in allen Zellen deines Seins. Dein Kopf versteht es nicht, doch dein Körper kennt die Wahrheit. Zwischen euch. Der Körper weiß, was zu tun ist, zwischen euch.
Schreibe aus dem Körper.
Jetzt.
Vergebung.
Lust. Zerstückelung. Wut. Erlösung.
Roter Wein, der auf nackte Körper fliesst.
Feuer auf der Haut.
Lust im Becken. Auf dich. Und das Sterben in den Flammen dieser Liebe.
Den Drang alles in dir und mir zu zerstören, damit wir endlich leben können.
So frei und rein wie Kinder, die wir einst waren.
Es ist eine Katharsis in deinen Armen zu liegen, und dabei meinen scheiternden Selbsthass zu spüren. Alles in mir sterben zu lassen, was mich quält, im Kelch unserer Liebe. Dort, wo alles Gift zu Gold wird.
Sind wir aneinander gebunden, verbunden?
Haben wir uns aneinander gekettet, um einander nie wieder loszulassen?
So viel Liebe, das sie uns wahnsinnig gemacht hat.
Wieso bleibst du einfach so?
Wieso verschwindest du nicht in das Land der Fantasie, woher du gekommen bist?
Wieso quält du mich so?
Wieso bleiben Menschen einfach so hier?
Vielleicht.
Damit wir lernen
Was Liebe ist.
Realität & Traum
Ich glaube, dass der Sinn einer spirituellen Praxis darin liegt, die duale Realität des menschlichen Lebens kunstvoll zu meistern. Ja, sich sogar in sie zu verlieben. Doch ich erlebe bei vielen Menschen, die spirituell praktizieren, eine ewige Flucht vor der Realität - denn nirgends sonst als in dem bunten, weiten Feld der New Age Szene kann man effektiv aus der Welt aussteigen, nur um sich dem Schmerz, den das Leben manchmal bringt, zu entziehen.
Es ähnelt schon fast einer grotesken schwarzen Komödie, wie raffiniert und kunstvoll manche Menschen durch spirituelles Bypassing das Leben umgehen. Und sich dabei all zu gerne in die Rolle des Opfers katapultieren - um ja ihre starre, von Ego durchtränkte Position des sogenannten Lichtkriegers nicht zu verlassen. In großen Floskeln und plakativen Sprüchen wird Einheit gepredigt, doch wenn man tiefer blickt, erkennt man, dass diese Menschen in Trennung leben. Trennung von sich, Trennung vom Leben, Trennung von der Menschheit, Trennung von der Realität der Dinge. Sie konstruieren sich gekonnt eine Traumwelt, wo alles nahtlos ineinander übergeht - denn, alles was ihnen passiert wird in Gründe und Lektionen gepackt - man philosophiert und denkt, und denkt und denkt übers Leben nach. Und dabei ist man ständig laufend im Marathon der spirituellen Selbstoptimierung. Ohne jemals anzukommen.
Ich glaube, dass das Ziel spiritueller Praxis tiefste Menschwerdung ist.
Es ist der Moment, wenn der Nektar der menschlichen Erfahrung zu Gold wird - auch wenn es machmal sehr weh tut das Mensch Sein. Das spirituelle Flüchten aus der Realität ist zu einer eigenständigen sich selbst erfüllenden Praxis in der New Age Szene geworden. Mit immer exotischeren Methoden schnell alles zu transformieren, was uns schwach, verletzlich, traurig, schwer und so menschlich macht, damit wir nur weiterhin im glanzvollen Höhenflug auf einem Einhorn durch das Universum reiten können. Wir brauchen magische Begriffe, heilige Namen, Hexenröcke und Federn in den Ohren, um die Wunde unseres geringen Selbstwertes mit einer spirituellen Super Power Identität zu verdecken. Wir sind keine Menschinnen mehr, sondern Göttinnen. Das Ziel ist es, die Übermacht übers Leben zu erlangen - weil wenn wir endlich den Thron unserer inneren Königin besteigen, dann ja dann sind wir fertig hier. Erleuchtet. Super Göttinnen mit Super Kräften. Mit dem perfekten Konto, dem perfekten Körper, dem perfekten Leben. Was für ein Traum. Was für eine Illusion. Was für eine Vergeudung des menschlichen Potentials.
Irgendwann war ich auch so. Ich dachte, Nives muss Super Woman werden, um ihr Dharma zu erfüllen. Alles war übergroß. Mein Selbstbild. Das Bild der Welt. Das Feindbild. Die Freude. Als auch der Schmerz. Ein Auf und Ab auf der Achterbahn des Lebens, saß ich weder links noch rechts, sondern fiel meistens direkt raus - aus dem Gefühl voll und ganz geborgen im Leben zu sein. Ich wollte weiter, größer, schneller. Und verlor dabei Bodenkontakt. Meine spirituellen Erfahrungen waren geprägt von Hochflügen in ferne Dimensionen. Die Rückkehr meistens ein Aufprall in der harten Realität des Mensch Seins. Und es tat so verdammt weh. Diese absolute Trennung vom Leben als Menschlein.
Heute ist es anders. Ich praktiziere anders. Manchmal denke ich, was wäre gewesen, wenn ich früher zum Tantra gekommen wäre - in der Art, wie es seit drei Jahren mein Leben begleitet. Wäre mein Weg anders gewesen? Man sagt, blicke nie zurück und bereue nichts. Aber ich spüre, ich hätte mir vielleicht viele Umwege erspart - Umwege, die mich zu manchen Zeiten meines Lebens fast das Leben gekostet hätten. Das menschliche Sein besteht immer und immer wieder aus täglichen Entscheidungen, Und diese Entscheidungen gestalten dein Leben. Ein sehr reales Leben. Hier auf der Erde.
Wenn mich mein Sohn heute fragen würde „Mama, wie geht das mit dem Leben?“ Was würde ich da wohl antworten?
Mein Kind. Das Leben ist zwei in eins. Es gibt hier alles zu erfahren, was du erfahren willst. Und manchmal auch nicht willst. All diese Erfahrungen bringen dich mehr zu dir. Egal wie weh sie tun. Sie zeigen dir, wer du bist. Manchmal wirst du alles verstehen wollen, doch manchmal gibt es nichts zu verstehen. Es gibt nicht immer einen Grund dafür, wieso Dinge passieren. Die Kunst liegt darin, damit ok zu sein. Sei lieb zu dir selbst. Atme viel in dein Herz. Versuche das Leben zu genießen. Die Dinge zu sagen, die dir am Herzen liegen. Dem Ruf deiner inneren Stimme zu folgen, auch wenn du sie manchmal nicht gut hören kannst. Sag den Menschen, die du liebst, dass du sie liebst. Frage dich stets, was würde ich tun, wenn ich heute sterben würde. Wisse, deine Kraft und dein Wille tragen dich aus jeder Dunkelheit hervor. Die Welt schuldet dir nichts. Und die Geschichte von Gut und Böse ist nicht wahr.
Und eines noch mein Kind:
Verlieb dich in das Leben.
Suche mit all deinen Sinnen diese feinen Nuancen von Liebe, die überall zu finden sind. Und wenn sie dich berühren mein Kind, dann ist der Himmel ganz nah bei dir. Und du bist. Real. Hier. Als Mensch. Endlich. Zu Hause.
Es ist alles hier - wenn du das Leben voll reinlässt.
Das Reale so wunderschön.
Der Traum keine Flucht mehr. Sondern ein Ankommen.
Im Leben.
Wenn das Herz berührt wird
Wenn das Herz berührt wird.
Gibt es keinen Widerstand mehr, keinen Kampf, keine Blindheit mit Leben.
Das Herz ein Kelch voll mit Schätzen, überfliessend, gold.
Unendlich tief nährt es dein ganzes Sein.
Der Kelch und das Schwert.
Das Herz durchdrungen von weissem Licht, Bewusstheit.
Es gehört nicht dir, es dient und stellt sich zur Verfügung, damit Geist dich durchdringen kann.
Liebe ist. Sie muss nicht gemacht werden.
Du bist das Gefäß, das sie empfängt.
Nicht mehr, nicht weniger.
Zu Hause sein im Herzen - wie verändert das deine Sicht auf Leben? Wenn du mit den Augen aus dem Herzen blickst. Wenn dort dein zu Hause ist. In diesem Gral dich einzunisten. Geborgenheit, Halt, Kraft zu finden.
Ein prickelnd gefüllter Ort, mit weichem Blick auf die Welt.
Pure Hingabe. In das Mysterium, das wir hier auf Erden Liebe nennen. Liebe machen wir nicht. Liebe ist.
Kannst du es fühlen, Liebling?
Kannst du es fühlen, Liebling?
Mitgefühl ist eine Liebesform
Ein Gefäß für Mitgefühl
In tiefer Verbeugung vor dem Mensch Sein. Und diesem Weg hier.
So viel Liebe von Gott zu uns.
So viel Geduld.
So viel Glaube an das, was die Essenz des Mensch Seins ist.
Pures Fleisch in gold getunktem Geist.
Erhebt sich das Licht. Im flammenden Herzen.
Liebe, Liebe, Liebe.
In tiefer Verbeugung vor dir Mensch.
Denn du bist mein zu Hause.
Und ich bin deine Umarmung.
Durch die größte Dunkelheit.
Gehen wir zurück.
Zum Ursprung.
Und wenn die Sonne die Erdoberfläche küsst,
Dann wisse mein Liebling.
Ich bin zurückgekehrt zu dir.
Auf alten Pfaden in neue Weiten.
Angekommen.
Zu Hause.
Ausatmen.
Um Einzuatmen.
Endlich.
Liebe.
Was wäre wenn?
Manchmal blicke ich mit Wehmut auf mein Leben zurück. Die Wut des Egos schreit lautstark die Frage: Was wäre wenn? Ich all die Dinge entschieden, nicht entschieden hätte? Wenn nur alles anders gewesen wäre, dann wäre mein Leben jetzt. Besser. Glücklicher. Erfüllter. Habe ich etwas falsch gemacht?
Was wäre, wenn ich dir damals gesagt hätte. Ich liebe dich?
Was wäre gewesen, wenn ich nicht geflüchtet wäre.
Was wäre, wenn ich geblieben wäre.
Wenn ich dir damals nicht tief in die Augen geblickt hätte.
Und du mich niemals angerufen hättest.
Was wäre wenn ich jenes gewählt hätte und nicht dieses.
Wo wäre ich heute, wenn ich anders entschieden hätte?
Oder bin ich heute da wo ich bin, weil es so sein soll?
Ja, sagt etwas in mir.
Ich will nicht mehr zerbrochenen Träumen hinterherlaufen.
Mein Herz hat Angst vor Nicht Erfüllung meines Dharmas.
Was wäre wenn ich in der Art, wie ich lebe, an mir selbst vorbeilaufe und dabei alles verpasse, wofür ich bestimmt bin?
Können wir wissen, was unser Schicksal ist?
Können wir es jemals ganz erfahren?
Können wir uns selbst verpassen, während wir uns selbst nachlaufen?
Sehnt sich mein Herz nach einem anderen Leben?
Ja.
Was ist das für ein Leben?
Ich weiß es nicht.
Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich will.
Aber das so wie es ist, will ich nicht.
Ich will nicht mehr nur überleben, anstatt zu leben.
Ich will nicht mehr warten, sondern sein.
Ich will nicht mehr neben meinem Leben stehen.
Sondern ganz darin eingehen.
Ich will nicht mehr jammern, sondern ganz an meine Kraft glauben.
Mein Herz sehnt sich.
Nach Essenz.
Was ist Essenz?
Freude. Liebe. Genuss.
Gott.
Gott.
Gott.
Wovor hast du Angst?
Das ich es nicht schaffe.
Was genau?
Alles.
Was genau?
Ich will das es aufhört, so anstrengend zu sein.
Wieso fallen mir die Dinge nicht zu?
Vielleicht muss ich nur aufhören, etwas anderes sein zu wollen als ich bin.
Ich würde so gerne mehr lieben.
Aber ich weiß nicht wie.
Ich scheitere derzeit an den Toren Gottes.
Und ich kann grad nicht aufstehen.
Das Scheitern ist zu meiner Gefährtin geworden.
Ich bin nicht gut genug. Liebe mich.
Es ist nicht genug. Liebe mich.
Es ist was anderes, als das was hier ist. Liebe mich.
Ich bin wütend. Liebe mich.
Ich ringe nach Luft. Liebe mich.
Ich klopfe an, aber niemand macht auf. Liebe mich,
Mein Gott, wieso hast du mich verlassen. Liebe mich.
Ich will nicht mehr. Liebe mich.
Es ist hoffnungslos. Liebe mich.
Stille. Liebe mich.
Atmen. Liebe mich.
Ich liebe dich.
Liebst du mich?
Ich liebe dich.
Was wäre, wenn ich anders entschieden hätte?
Was wäre, wenn ich jetzt entscheide.
Mehr.
Zu.
Lieben.
Meine UrgrossMutter: Ein Stern
Es hat mich fast mein ganzes Leben lang Zeit gekostet, das Puzzle der Weiblichkeit in mir zusammen zu setzen. Um zu erkennen, welches Blut durch meine Adern fliesst und die Stimmen meiner Ahninnen endlich ganz in mich rein zulassen.
Ich schreibe diese Zeilen zu Papier, als Bilder, die vor meinem inneren Auge auftauchen.
Erster Akt:
Frauen. Stark. Entschlossen.
Irgendwie ist ihnen nichts anderes übrig geblieben, als weiterzumachen. Nach dem Krieg, nach dem Verlassen werden, nach dem in ferne Länder mit ungewisser Zukunft flüchten. Irgendwie ist ihnen nichts anderes übrig geblieben, als Fremden in fremden Ländern zu vertrauen und zu hoffen. Hoffen darauf, das es besser wird. Das es morgen etwas zu Essen gibt. Das sie ihre Kinder beschützen können. Auch ohne Mann. Hoffen darauf, dass die Qual des Lebens nicht all zu erbarmungslos wird - denn, wenn das Glück dich verlässt, dann bleibt nur mehr die Hoffnung.
Zweiter Akt:
„Mir wird nichts geschenkt - das ist der Satz, der ständig in eindringlicher Vehemenz durch meinen Körper fliesst. Ich habe begonnen daran zu glauben. Er ist zu einem Mantra in meinem System geworden.
Dritter Akt:
in tiefes Misstrauen gegenüber dem Männlichen macht sich in meinem Körper breit. Ein Nicht Vertrauen. Der Satz: Ich kann mich auf den Mann nicht verlassen, denn er wird mich verlassen. Ich muss für mich selbst kämpfen, denn niemand wird es für mich tun. Ich stehe an der Front - Kriegerin in der Rüstung von Jean D’Arc. Es gibt ihn, diesen Mann, der mir Zuflucht und Geborgenheit schenkt, aber er ist nicht hier. Er ist irgendwo im Himmel, dann, wenn ich eines Tages gestorben bin. Er ist soweit weg, dass ich Gott verfluche. Und ihn frage: Wieso hälst du mich am Leben?
Vierter Akt:
Alles, was ich tue, tue ich für die Frauen in meinem Leben. Für die Töchter, meiner Töchter. Ich verstecke die Gaben, die ich habe in tiefen Gräben, damit sie niemand findet. Wir müssen stark sein, aber wir dürfen uns nicht zeigen. Es ist zu gefährlich Liebes. Ich hab hier etwas für dich - das du nehmen kannst, damit es dir das Leben erleichtert, aber die Zukunft ist ungewiss und du musst, das was du hast, verstecken. Verstecken. Verstecken. Denn sie dürfen uns nicht finden - diese Männer mit ihren Waffen - und da ist so viel Angst davor, vergewaltigt zu werden. Mann ist Krieg. Mann ist Gewalt. Mann ist Enttäuschung. Mann ist Verrat. Die Söhne sind im Krieg gestorben, die Väter sind nicht da. Die Töchter haben keine Zukunft. Ohne Mann an ihrer Seite - es quält mich der Gedanke, dass meine Töchter nirgends hin können, sie sind Gefangene ihres Schicksals. Sie haben keine Rechte, kein Anrecht auf Leben. Sie sind Sklavinnen einer Welt, die nichts Gutes will für sie.
Es schaudert mein Körper.
Kälte all over.
Ich fühle meine Urgoßmütter.
Und ihre Angst vor dem Scheitern.
Ihre Angst um all die Töchter, die noch kommen werden.
Ihre Angst um mich.
Ich bin die einzige in unserer Familie, die einen Sohn geboren hat.
Wenn ich ihnen zuflüstere: Die Welt hat sich verändert Großmutter, es ist nicht mehr so wie es war. Es ist gar nicht mal so schlecht jetzt. Können sie es nicht glauben, so schwer wiegt die traumatische Erfahrung, das sogar ihre Seelen in der Illusion gefangen sind.
Also atme ich ein bisschen mit ihr, mit ihnen.
Von Herz zu Herz.
Pure Ahnenarbeit.
Wir geben uns die Hände.
Sie ein Geist.
Ich ein Mensch.
Ich spüre ihre ganze Angst davor, Frau zu sein. Die Qual und das Leid, das damit verbunden war. Ich nehme ihren Schmerz in meinem Körper auf und atme ihn zur Erde aus.
Ich atme.
Die Ausgestossene.
Die Vergewaltigte.
Die Traurige.
Die Wütende.
Die Hoffnungslose.
Die Erschlagene.
Das Opfer.
Ich atme. All meine Ahninnen. Und ihren Schmerz.
Ich gebe all dem Raum, in meinem Körperraum.
Bis sich alles wandelt - und ein Stern am Himmel erstrahlt.
Ich weiß, es ist meine Urgroßmutter.
Und sie flüstert leise: Ruf mein Licht, wenn du mich brauchst, Tochter.
Ich erhelle deinen Weg.
Ich schenke ihr eine Rose.
Und sie schenkt mir ein Lächeln.
Weih Nacht
Weihnachten ist ein schamanisches Ritual. Ein Seelenflug. Mit dem Beginn der Rauhnächte öffnet sich das Tor in einen tiefen Raum der Begegnung mit uns Selbst. All unseren Hoffnungen, Wünschen und Träumen - die wir für unser Leben haben. Der Weihnachtsmann - Odin - fliegt mit seinem Schlitten und den Rentieren über das Himmelszelt. Berührt die Sterne und trägt unsere Wünsche in den Himmel.
Bete. Flüstere. Trommle. Singe. Das Universum hört dich, wenn du lernst dich selbst zu hören und all deinen Sehnsüchten in der stillen Zeit einen Glanz von Magie zu verleihen. Wieder lernst, an Wunder zu glauben.
In Sibirien wird die Himmlische Jagd des Weihnachtsmannes als Reise zum Weltenbaum beschrieben. Yggdrasil. Der Christbaum. Weihnachtsbaum. Unter den wir die Gaben und Geschenke für unsere liebsten Menschen legen und der uns mit dem ganzen Universum verbindet. Unsere Wünsche in den Himmel trägt.
Die Weihnachtszeit ist Rauhnachtszeit. Wir versenken uns in den Ruf unserer Seele. Werden still. Empfangen. Die Vision. Wir fliegen gemeinsam mit dem Weihnachtsmann durch die verschiedenen Ebenen des Traumes. Hören mit dem inneren Verständnis und unserer Intuition das subtile Raunen der Nächte. Lauschen dem Flüstern, das hinter den sichtbaren Dingen liegt. Und tragen das zur Weihenacht empfangene Licht durch die zwölf heiligen Nächte - hinein in die Geburt des Neuen Jahres.
Die Adventszeit - die Rauhnachtszeit - beide sind eine Einladung an deine Seele. So wie die Pflanzen ihre Kraft aus dem Körperlichen zurückgezogen haben - und in die feinstofflichen Ebenen des Seins gehen. So ziehen auch wir alles aus dem Außen zurück und gehen nach Innen.
In den Seelenflug. Hin zum Weltenbaum, der alles zusammenhält. Hinein ins Zentrum. Von dort aus projizieren wir den Traum unserer Seele in die Matrix der Realität.
Werde still.
Empfange.
Bleib stehen.
Öffne dich.
Ohne Widerstand.
Ohne Kontrolle.
Ohne Müssen, Sollen, Wollen.
Setze dich in den Schlitten des
Weihnachtsmannes. Fliege in die Nacht.
Berühre die Sterne.
Und den Zauber, den diese Zeit mit sich bringt.
Einsame Wölfin
Wie eine einsame Wölfen streife ich durch die Nacht.
In all diesen Räumen der Dunkelheit, verliert man sich leicht.
Wie Geister, die hinter Bäumen erschreckend bebend auftauchen. In diesem ewigen Kampf, das Licht zu finden. Alle Sätze in meinem Kopf tauchen auf, wieso es nicht geht. Das Ding mit der Liebe. Und in dem Ringen um Atemluft kämpfen die vielen Ichs gegen die eine. Mich. Im dunklen Wald. Da tauchen sie alle auf, die Schatten - die Verletzte, die Stolze, die Recht haben Wollende, die Weinende, das Opfer, die Kriegerin, die Besiegte, die Hintergangene, die Mörderin, die Wütende, die Traurige, die die nach Rache sinnt und die, die von allen verlassen wird. Und die, die es allen zeigen wird und am Ende alleine bleibt. Denn immer und immer wieder beweist ihr das Leben, das sie eine einsame Wölfin ist. Die durch die Nacht streift.
Manchmal, ja manchmal da kann das eigene Ich zur Hölle werden.
Das schlimmste dort, ist nicht die Dunkelheit.
Sondern das Fehlen von Liebe.
Eigentlich müsste ich nur stehenbleiben.
Die Waffen niederlegen. Die Waffen gegen mich selbst.
Um den Ausgang aus dem Irrgarten meiner Gedanken zu finden.
Und all ihrer Geschichten, die mich ewig gefangen halten wollen.
Und manchmal, ja manchmal ist der Trieb sich selbst nicht in die Befreiung zu führen stärker als das Sehnen nach dem Gold der Erlösung.
Manchmal ja manchmal, da gefällt es uns ganz gut in der Dunkelheit.
Weil wir gelernt haben, sie zu bekämpfen. Als die weich zu umarmen.
Weil wir uns in ihr sicherer fühlen, als uns der Ungewissheit unseres Mutes hinzugeben, das Licht zwischen den Spalten unseres gebrochenen Herzens zu sehen. Und es wie warmen goldenen Balsam über all unser Scheitern fliessen zu lassen.
Einsam streift die Wölfin durch die Nacht.
Ihre eigene Dunkelheit ist ihr größter Meister.
Der ihr zeigt.
Wie Liebe geht.
Mit Licht spielen
Licht ist Leben. Licht ist Kraft. Licht ist das, was entsteht, wenn es hell wird in der Dunkelheit. Licht sind alle Facetten von Farbe auf Schwarz. Licht ist Hoffnung. Und Aufstieg. Aus der Dunkelheit ins Licht.
Wie sieht ein Leben aus, das mit Licht gefüllt ist?
Ich glaube, das ist die ewige Suche eines menschlichen Lebens. Hier auf Erden. Und es gehört viel Mut dazu, den Fokus auf Licht zu richten. Es immer wieder zu suchen und die eigenen Sehnsüchte mit Licht zu strahlen. Manchmal ist es leichter. Manchmal nicht so. Doch vielleicht liegt der Sinn von all dem hier. Genau darin. Mit Licht zu spielen und den Gang durch die Dunkelheit mit einer Fackel zu beleuchten, bis wieder ein Feuer zu Brennen beginnt. Bis du wieder zu leuchten beginnst.
Licht ist Zartheit. Es nimmt dich an der Hand und zeigt dir den Weg. Licht ist beweglich und frei, und es führt dich in die Freiheit. Zu einem Gefühl, ohne Grenzen. Und wieder zurück zu dir. Von der Ewigkeit in die Zeit. In Lichtgeschwindigkeit.
Licht atmen. Im Licht sein. Es ist Essenz.
Licht dich ganz durchströmen lassen.
Es ganz empfangen. Im Herzen.
Dich fluten lassen. Den Körper damit beatmen.
Dich ganz ins Licht stellen.
Um dein eigenes Strahlen zu erkennen.
Manchmal ist der Kampf ums Licht ein Akt. Theatralisch. So als würde man nach Luft ringen. Manchmal ist es nur eine Bewusstwerdung. Die Erinnerung, das es immer da ist. So wie die Sonne, die sich im Winter hinter den Wolken verbirgt. Immer da. Bereit dich zu nähren. Dich mit einer höheren Kraft zu beflügeln.
Licht ist ein Lied, das dich berührt und erhebt.
Licht ist eine Erkenntnis, die das Kartendeck deines Lebens neu mischt. In einem Augenblick alles anders macht. Licht ist, wenn die Augen plötzlich sehen, weil es heller wird. Licht ist ein Aufatmen. Klarheit nach langen Nächten der Ungewissheit.
Licht ist das, was dich umarmt, wenn du dich alleine fühlst.
Licht ist das, was dich erhebt, wenn du ganz unten bist.
Licht ist Sonne. Licht ist ein blauer Himmel, in dem die Sonne scheint. Licht ist Mond, in dem die Sonne ihr Gesicht reflektiert. Licht ist der Morgen nach der Nacht. Die Geborgenheit die entsteht, wenn das Licht im Wohnzimmer angeknipst wird. Licht ist neuer Horizont im Februar. Sengende Hitze im August. Fruchtbarkeit an Mai Abenden. Licht ist Sehnsucht. Tiefste Sehnsucht nach Befreiung.
Licht ist die Gewissheit, das es immer wieder kommt.
Immer da ist.
Immer wahr ist.
Immer.
Zu Hause.
Ist.
Licht ist.
Und du bist es auch.
Das Ewige.
Licht.
In der Zerbechlichkeit deines Mensch Seins.
Wenn das Herz aufbricht.
Und das Licht wie eine Offenbarung durch dich ausbricht.
Neue Horizonte lebendig macht.
Immer und immer wieder.
Es werde Licht.
Großmutter ruft
Man sagt, es wird spürbar, wenn eine Seele sich für den Austritt aus dem Körper vorbereitet. Es ist als wäre ein Teil des Menschen, der gehen wird, bereits in der Anderswelt - übergegangen. Die Sehnsucht nach dem Verlassen des Körpers ist groß, doch irgendwie aus irgendeinem Grund darf man erst dann den Planeten Erde verlassen, wenn Gott den letzten Ausatemzug vollzieht.
Meine Großmutter ist 96 Jahre alt. Fast ein ganzes Jahrhundert auf der Erde. Ein Körper, der vieles erlebt und durchlebt hat. Zweiter Weltkrieg inklusive. Das Verlieren von Allem und das Finden von etwas Glück in einem fremdem Land bei fremden Menschen.
Schon seit einigen Jahre höre ich sie sagen, das sie gehen will. Das das Alter eine Qual ist und sie betet jeden Tag zu Gott, das er sie zu sich nimmt.
Zu Weihnachten schrieb sie auf einen Zettel: Ich liebe meinen Sohn, meine Enkelin und meinen Urenkel. Ich bin dankbar, Mutter, Großmutter und Urgroßmutter zu sein. Sie hat nun mit 96 beginnende Altersdemenz. Bald, wenn sie nicht stirbt, wird sie zu 100% ein Pflegefall sein. Und doch, weiß sie immer noch. Was als Essenz am Ende ihres Lebens übrig geblieben ist. Liebe.
Sie betet jeden Tag zu Gott, das sie sterben möge.
Doch, es scheint so.
Das wir es nicht selbst entscheiden.
Wann wir kommen und wann wir gehen.
Das Leben zeigt uns immer und immer wieder, das wir nur glauben, alles hier kontrollieren zu können, doch eigentlich haben wir rein gar nichts unter unserer Kontrolle. Vielmehr ist es so, dass das was wir am meisten kontrollieren wollen, sich jeglichem wollenden Willen entzieht. Sogar der Tod und wann er kommt - bleibt - ein Mysterium.
Meine Großmutter Emilia. 96 Jahre alt.
Ihr letzter Wunsch ist es, wieder in das Dorf zurückzukehren, wo sie geboren wurde.
Es ist so, als würden die Menschen, wenn sie sterben, wieder zu ihren Ahnen heimkommen wollen. Zu ihren Wurzeln. Dorthin, wo die Seele entschieden hat, für dieses Leben zu inkarnieren - egal, wie weit und wohin uns das Leben jemals führen wird. Wir kehren immer dorthin zurück, woher wir kommen. Zu diesem Land. Zu diesen Menschen. Zu diesen Wäldern. Und der Luft. Die unseren ersten und unseren letzten Atemzug nährt.
Wenn man selbst einmal ein gewisses Alter erreicht hat, ist es gewiss so: Das alle Menschen, mit denen du aufgewachsen bist, und die einen wichtigen Teil deines Lebens geprägt haben, langsam beginnen zu sterben. Je älter man wird, und je näher man sich selbst dem Tod annähert, desto häufiger und intensiver werden die Möglichkeiten dem Gevatter ins Auge zu blicken. Und zu lernen, wie sterben geht. In dem man zuerst zusieht, bei denen, die man liebt. Um den letzten Akt so dann selbst so würdevoll wie möglich zu vollziehen.
Meine Großmutter Emilia ist 96 Jahre hat.
Ich sehe ihren Kampf - von diesem Leben loslassen zu wollen und nicht zu können.
Weil da so viel Angst darüber ist, was mit jenen sein wird, die nach ihr kommen.
Manchmal da will man gehen, aber man kann nicht.
Weil das Leben oft schwerer wiegt, als der Tod.
Und das Loslassen von Leben eine Kunst ist, die man in dem Prozess des Sterbens vielleicht erst lernen muss.
Doch etwas in mir fühlt: Bald ist es soweit.
Und so wie sie in ihr Heimatdorf zurückkehren will.
Will ich zu ihr zurückkehren.
Mit ihr nochmal in all den Erinnerungen an das schwelgen, was ich von ihr gelernt habe: Die unglaubliche Liebe zum Kochen. Den tiefen Respekt vor der Natur. Von ihr habe ich gelernt, mit der Erde zu reden und ihrem Geflüster zu Lauschen.
Wie man blühende Blumengärten und fruchtbare Gemüsegärten anlegt und sich liebevoll um die Ernte dessen kümmert, was Mutter Erde gibt. Und das Kunst immer immer immer einen wichtiger Selbstausdruck der Seele ist. Sie bemalte leidenschaftlich Ostereier, bastelte Tiere aus Wolle und liebte es Puzzles zusammenzusetzen. Und es gab ihr so viel Freude.
Ihre wärmende istrianische Minestrone wird mich immer an zu Hause erinnern.
Und daran, das in den Sommerferien jemand auf mich wartete, wie ein warmes Kaminfeuer, wenn ich vom Schwimmen am Meer nach Hause kam. Ich glaub, im Leben eines Menschen gibt es immer eine Person (hoffentlich), die man vom Feeling her als Großmutter bezeichnet. Du weißt schon. Die Oma, die die besten Vanillekipferl bäckt, dir Geschichten von damals erzählt, die du nie ganz verstehst aber denen du aus irgendeinem Grund lauscht und die da ist, wenn es die Eltern nicht sein können. Die Oma, die ein Schmuckkästchen mit Perlenketten hat. Und Schwarz Weiß Bilder von ihr, als sie in den 1940ern jung war. Die Oma, deren Vintage Teile heute wieder modern sind. Und die immer gesagt hat, das jede Generation einen Weltkrieg miterleben wird. Weil das einfach so ist. Die Oma die zur heiligen Madonna betete und niemals aufgab - die Oma, die 96 Jahre alt ist.
Jeder Sommer meines Kinderlebens war Großmutterzeit - am Meer, in Istrien. Dort wo es auch im Winter nach Pinien und Meeressalz riecht. Und dort, wo mein Gefühl von “endlich zu Hause” lebendig wird.
Ich glaub, ich fühle.
Es ist bald soweit.
Großmutter ruft.
Sie will sich verabschieden.
Und ich auch.
Ohne ihre Geschichte, wäre meine nicht, das was sie ist.
Ist das Leben Schicksal?
Ohne ihr Gehen aus dem Land, wo sie geboren ist.
Wäre ich niemals in Wien gelandet.
Ist das Leben Schicksal?
Ich weiß es nicht.
Doch ich fühle.
Großmutter ruft.
Sie will sich verabschieden.
Und ich auch.
Manchmal frage ich mich. Vergessen die Menschen uns, wenn wir älter werden?
Hab ich sie vergessen? Als sie sich immer mehr aus dem Leben zurückgezogen hat?
Hab ich sie zu selten besucht im Altersheim, das 700km weit weg ist von mir?
Sie ist damals nach Österreich gekommen, und wieder gegangen.
Ich bin geblieben. Gehört das Vergessen zum Leben dazu? Oder geht es darum, Erinnerungen für immer lebendig zu halten?
Können wir jemals wissen, worum es im Leben wirklich geht?
Großmutter ruft.
Und ich glaub, sie will sich noch verabschieden.
Ich komme.
Um es auch zu tun.
Und hier in diesem Moment, wenn der Tod ganz nah ist.
Wird das Leben und alles, was es ausmacht. So lebendig.